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»Meine Mädels sind
grandios geritten«

Nach dem Dressur-Triumph: Schmidt sagt Dankeschön

Aachen (WB/dpa). Isabell Werth riss die Faust in die Höhe und strahlte. Schon vor dem letzten niederländischen Starter stand fest, dass das deutsche Team sein Abonnement auf den Weltmeisterschaftstitel im Dressursport mit dem zehnten Sieg verlängert hatte.

»Spitze, ich bin super-happy«, rief sie. Enthusiastisch feierte das Gastgeber-Quartett in Aachen den Ausbau der fast schon unheimlichen Siegesserie, die seit nunmehr 33 Jahren hält. Dass der Erfolg im brisanten Duell mit den Niederlanden vorzeitig feststand und unerwartet deutlich ausfiel, lag ausgerechnet an den Patzern von Topstar Anky van Grunsven.
»Die Gefühle sind kunterbunt«, jubilierte Werth nach ihrem entscheidenden Ritt vor der ungewohnten Kulisse von rund 35 000 Zuschauern. Obwohl sie auf ihrem Ersatzpferd saß, behielt sie die Nerven und wurde zum Sieggaranten. In der vergangenen Woche fiel der vorgesehene Wallach Warum nicht aus - und Werth musste umsatteln. »Satchmo hat seine Sache großartig gemacht«, sagte die 37-Jährige aus Rheinberg.
Werth und ihre Teamkollegen Heike Kemmer (Winsen/Aller) mit Bonaparte, Nadine Capellmann (Würselen) mit Elvis und Hubertus Schmidt (Borchen-Etteln) mit Wansuela Suerte holten das anscheinend sicherste Gold der Welt.
Die letzte Niederlage eines deutschen Teams bei einer Großveranstaltung wie EM, WM oder Olympia gab es 1972. In Aachen war es bis zu Werths Ritt eine Zitterpartie. Dafür hatte Hubertus Schmidt mit einer schwächeren Vorstellung am Tag zuvor gesorgt: »Ich wollte es spannend machen«, grinste der 46-Jährige Ostwestfale, dann zollte den Damen höchstes Lob: »Meine drei Mädels sind ganz grandios geritten. Der Vorsprung in der Endabrechnung ist gewaltig und zeigt, wie stark sie auftrumpften. Dass ich das Streichresultat geliefert habe ist nicht so schlimm, sie haben das ausgebügelt.«
Alle schwärmten in Aachen: »Diese Atmosphäre ist ungewohnt, aber sie ist toll«, sagte Nadine Capellmann. Die Lokalmatadorin hatte kleine Fehler in ihrer Prüfung. »Das hat reingehauen«, kommentierte die 41-Jährige, die den Reitern aus dem Nachbarland ungewollt eine »Steilvorlage« geliefert hatte. Nach dem Sieg war das jedoch schnell vergessen.
Weitere Medaillen winken nun in der Einzelwertung. Heute geht es mit dem Grand Prix Special weiter. Die höchste Wertung im Teamwettbewerbs erhielt der Däne Andreas Helgstrand mit Matine (76,333). Dahinter folgten Kemmer (75,792) sowie die punktgleichen Werth und van Grunsven (75,000). Fünfte ist Capellmann (72,883). Schmidt (69,208) liegt auf dem 18. Platz. Im Special und in der Kür am Samstag beginnen allerdings alle Reiter wieder bei Null.
Dressur, Mannschaft: 1. Deutschland 223,625 Prozentpkt. (Heike Kemmer/Winsen/Aller - Bonaparte 75,792, Hubertus Schmidt/Borchen-Etteln - Wansuela Suerte 69,208, Nadine Capellmann/Würselen - Elvis 72,833, Isabell Werth/Rheinberg - Satchmo 75,000); 2. Niederlande 217,917 (Imke Schellekens-Bartels - Sunrise 71,542, Laurens van Lieren - Hexagon»s Ollright 68,500, Anky van Grunsven - Keltec Salinero 75,000, Edward Gal - Group 4 Securicor Lingh 71,375); 3. USA 213,917

Artikel vom 24.08.2006