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Hamburg tanzt nach
dem »Nervenkrimi«

Champions League: Bayern drohen schwere Brocken

Pamplona (dpa). Trainer Thomas Doll war nach dem »Nervenkrimi« von Pamplona geschafft und heiser, Sportchef Dietmar Beiersdorfer verplante in Gedanken schon die nun angehäuften Euro-Millionen und die Spieler des Hamburger SV tanzten die Nacht durch.
Der Bundesligist steht wie Bayern München und Werder Bremen in der Champions League. »Das ist auch für mich ein Traum, dass wir uns den Lohn für das vergangene Jahr abgeholt haben. Und wir werden in Europa unsere eigenen Fußstapfen hinterlassen, da bin ich ganz sicher«, sagte Doll weit nach Mitternacht, als er das 1:1 im Qualifikations-Rückspiel gegen CA Osasuna Revue passieren ließ.
»Wir wissen jetzt, dass wir uns auch in schwierigen Phasen auf uns verlassen können. Ich glaube an meine junge Mannschaft.« Im Hinspiel (0:0) waren die Norddeutschen die bessere Mannschaft, in Nordspanien hatten sie am Ende das Glück auf ihrer Seite. Doll ist nun nicht bange vor großen Gegnern. »Ich wünsche mir jetzt Ajax Amsterdam oder Barcelona«, sagte Rafael van der Vaart. Gemeinsam mit seinem niederländischen Kollegen Nigel de Jong gab der Kapitän die spielerischen Impulse für das geduldige Anrennen gegen eine kompakte spanische Abwehrkette, nachdem früh das Gegentor durch Carlos Cuéllar (6.) gefallen war. »Ich habe zu Nigel gesagt: Amigo, wir haben mit Ajax schon einmal in der Königsklasse gespielt, wir machen das heute zusammen«, erzählte der Regisseur, der wegen totaler Erschöpfung den Disco-Besuch sausen ließ.
Seinen besten Auftritt im Trikot der Hanseaten hatte der vielfach kritisierte de Jong abgeliefert, der mit seinem Kopfballtor (74.) den Stellungsfehler beim Gegentor wettmachte. »Wir haben eine klare Zuordnung bei den Standardsituationen, Nigel hatte am langen Pfosten zu stehen«, monierte Doll.
Ein Bilderbuch-Comeback feierte Collin Benjamin, der durch den Ausfall von Vincent Kompany nach zehn Minuten ins kalte Wasser geworfen wurde. »Das ist auf meinem Mist gewachsen, ich hätte Vincent nicht bringen dürfen«, meinte Doll, der vom Belgier trotz dessen Adduktorenverletzung nach dem Aufwärmen das Okay bekommen hatte. Dafür lobte der Coach den lange am Knie verletzten Benjamin: »So viele Hüte kann ich gar nicht ziehen. Er hat sich präsentiert wie ein Neuzugang.«
Der Namibier, der 13 Monate kein Spiel bestritt, ist auch am Sonntag gegen Hertha BSC gesetzt. Auf der Position des Innenverteidigers soll für den gesperrten Guy Demel ein Neueinkauf auflaufen. »Wir holen einen richtigen Kracher«, versprach Doll. Gemeint ist der holländische Nationalspieler Joris Mathijsen von AZ Alkmaar, der sechs Millionen Euro kosten und einen Vierjahresvertrag erhalten soll. Dazu sollen bis zu zwei weitere Spieler kommen.
Nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahre auf europäischer Ebene ist der FC Bayern München bei der Auslosung heute um 18 Uhr in Monaco (Premiere) nicht mehr unter den Topclubs gesetzt. Damit drohen dem Rekordmeister ebenso wie Werder Bremen und dem HSV in der Vorrunde dicke Brocken wie Real Madrid, Arsenal oder Barcelona.

Artikel vom 24.08.2006