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Wetter drückt
auf Stimmung
und Erträge

Landwirte mit Weizen in Verzug

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Nach dem Witterungsverlauf der vergangenen Wochen liegen bei vielen Landwirten die Nerven blank, berichtet Sprecher Heinrich Dingerdissen. Nach Dauerregen und Sturmböen ist die verbleidende Weizenernte gefährdet. Schwere Böden machen zudem die wichtige Rapseinsaat unmöglich.

Während Heinrich Dingerdissen das Getreide von 38 Hektar auf seinem Hof im Bielefelder Osten bereits eingefahren hat und sich jetzt bis zur Rapseinsaat mit dringenden Hofarbeiten beschäftigt, sind viele seiner Kollegen in Ostwestfalen viel schlechter dran. Erst 75 Prozent der Weizenernte sind gedroschen, für den Rest sind starke Qualitätseinbußen zu erwarten. Das Wetter im August stand bisher Kopf, haben die Aufzeichnungen belegt. Regenmengen von 140 Millimetern pro Quadratmeter sind das Doppelte des Monatsmittels.
Viele Felder, unterstreicht Dingerdissen, bieten ein Bild des Jammers: Statt 1,20 Meter sind die Halme knapp 60 Zentimeter hoch, die Ähren nach unten geknickt. Die ersten Körner zeigen Schimmelansätze und der Qualitätszustand, die so genannte Fallzahl, ist mit teils unter 200 deutlich zurück gegangen. Normal wäre ein Wert von 320. Einbußen von 15 Prozent nennt die Landwirtschaftskammer derzeit normal. Für die ersten Einbußen hatte bereits die Trockenheit im Juli gesorgt.
So sehr das Wetter auf Stimmung und Hektarertrag drückt, so sehr reguliert das Wetter andererseits die Marktsituation für die Landwirte. Geringere Erntemenge und verzögerte Ernte sorgen dafür, dass Betriebe wie die Milser Mühle für Weizen (Qualität 240) etwa zwölf Euro zahlen, 1,50 Euro mehr als 2005. Die Lieferverpflichtungen der Mühlen an die Stärkeindustrie sorgen ebenso für gestiegene Nachfrage wie der Bedarf der Futtermittelindustrie. Dingerdissen: »Wirklich gute Ware ist derzeit Mangelware.« Entsprechend müssen Lose gemischt werden. Die sich bis September verschiebende Weizenernte sorgt für eine späte Rapsaussaat. Dingerdissen: »Zur Zeit kommt man mit Maschinen nicht auf die Felder. Der Boden ist viel zu schwer.« Gold war der Regen einzig für die Zuckerrüben. Deren Ernte soll zwar am 9. Oktober verspätet beginnen, dafür aber mit aufgeholtem Rückstand und einer ordentlichen Qualität.

Artikel vom 24.08.2006