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Der Formschnitt liegt voll im Trend

Pflege der Pflanzen erfordert Spezialwissen, Feingefühl und viel Geduld

Von Elke Bösch (Text und Fotos)
Rahden/Altkreis Lübbecke (WB). Gartenfreunde haben immer etwas zu tun. die Arbeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf Unkrautjäten, Stauden pflegen, Rosen schneiden und Rasenmähen, sondern auch auf Formschnitt. Denn der liegt wieder im Trend. Aber Vorsicht, so einfach ist das nicht. Martin Bierenriede hat wertvolle Tipps:
Ungewöhnliche Formen erfreuen das Auge des Betrachters.

»Figuren oder dekorative Elemente aus Büschen von Buchs, Eibe, Liguster oder Ilex zu schaffen, ist wieder gefragt. Dafür braucht man Spezialwissen, Feingefühl und viel Geduld. Wer ohne Lehrgang auskommen will, kauft fertige Formen, die sich ganz einfach durch behutsamen Schnitt weiter entwickeln lassen.
Oft dauert es Jahre oder Jahrzehnte, bis ein Formschnittgehölz seine endgültige Form und Größe erreicht hat. Deshalb sind sie auch ziemlich kostspielig, schließlich mussten die Pflanzen in den Baumschulen lange gepflegt, verpflanzt und geschnitten werden. Wer erst einmal ein Formschnittgehölz besitzt, möchte es aber auch richtig schneiden, damit seine Schönheit erhalten bleibt.
Faustregeln für den Formschnitt sind: Buchsbaum sollte man ungefähr im Juni schneiden; nämlich dann, wenn die frischen Triebe des Jahres ausgereift sind. Man kann auch noch einmal im Spätsommer schneiden. Das sollte aber nicht zu früh geschehen; also nicht zeitig im August, sondern lieber erst im September. Denn dann treibt die Pflanze zum Herbst hin nicht noch einmal aus. Tut sie es durch zu frühen Schnitt doch, können die frischen Triebe dem ersten Frost zum Opfer fallen.
Beim Pflegeschnitt kann man den gesamten Zuwachs wieder abschneiden. Soll die Pflanze noch etwas zulegen, sollte man ein wenig stehen lassen. Kräftiger, regelmäßiger Schnitt fördert eine dichte Verzweigung. Und die führt zu attraktiven, gleichmäßigen, grünen Flächen.
Kiefern schneidet man dann, wenn ihre Kerzen deutlich gewachsen sind. Manche schon im Mai, andere ein wenig später. Man kann die Kerzen auch mit den Fingern ausbrechen. Dann wirkt die Pflanze nach dem Schnitt weniger braun, weil die Schnittflächen kleiner sind.
Eiben und Hainbuchen schneidet man ebenfalls im Juni. Azaleen und Rhododendron passen zwar sehr gut in einen formalen Garten - aber sie werden selten geschnitten. Das schwächt nur ihren Wuchs. Nach der Blüte nur das Verblühte ausknipsen und nach vier Wochen noch einmal düngen. Dann blühen sie auch im nächsten Jahr wieder schön.
Wer es einrichten kann, sollte sich übrigens einen bedeckten Tag (besser noch eine vorausgesagt eher trübe Woche . . .) zum Schneiden aussuchen. Denn die Pflanzen können nach dem Schnitt bei zu starker Sonneneinstrahlung leicht verbrennen und braun werden. Gegebenenfalls die Pflanzen in den Schatten stellen (Kübelpflanzen) oder Hecken und Solitäre mit einem Vlies eine zeitlang schattieren.
Nicht jede Pflanze eignet sich für den Formschnitt. Bevor man sich für einen Gartenbonsai entscheidet, sollte man bedenken, dass so eine kostbare Pflanze ständige Pflege und sorgfältige Behandlung erfordert, aus dem schönsten Formgehölz entwickelt sich sonst innerhalb kurzer Zeit wieder ein normalgewachsener Strauch.
Da die raschwüchsigen Pflanzen wie Stechpalmen, einige Zypressenarten, Buchen oder Kiefernarten durch schnelle Wuchsgeschwindigkeit etwas günstiger sind als sehr langsamwachsende Sorten, wird häufig auf diese zurückgegriffen. Dabei ist zu bedenken, dass die schnellwachsenden Arten öfter geschnitten werden müssen und sich besser für größere Pflanzflächen eignen.
Pflanzen für geometrische Formschnitte sollten möglichst kleinblättrig oder kurznadelig, widerstandsfähig gegen Frost, schnittverträglich und langsamwachsend sein. Buchsbaum zum Beispiel ist ein sehr gut geeignetes Gehölz für den Formschnitt wie auch die Eibe. Weitere geeignete Arten: Kirschlorbeer, Hainbuche, Japanische Stechpalme, Liguster oder Scheinzypressen. Bizarre Formen lassen sich sehr schön bei der Kiefer erreichen.«

Artikel vom 24.08.2006