23.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fäkalienflut: Stadt weist Baufirma Schuld zu

Unternehmen dementiert die Vorwürfe - Hilfe vom Umweltbetrieb für betroffene Anwohner


Bielefeld (hz). Der städtische Umweltbetrieb (UWB) hat den von der Fäkalienflut betroffenen Anwohnern im Bereich Mühlenstraße Hilfe zugesagt - das am vergangenen Sonntag vom Wasser zerstörte Hab und Gut soll kostenlos entsorgt werden. »Wir bieten unbürokratische Hilfe an, damit die Bürger nicht auf ihrem Dreck sitzen bleiben«, so Marion Hauptmeier-Knak, Geschäftsbereichsleiterin bei der UWB-Stadtentwässerung.
Unterdessen weisen sich der UWB und die verantwortliche Kanalbaufirma Trolining aus dem rheinländischen Troisdorf gegenseitig die Schuld an der Überschwemmung zu. Es habe zwar Sonntag heftige Niederschläge gegeben, meinte die Leiterin der Stadtentwässerung, aber von Starkregen könne keine Rede sein: »Eigentlich hätte das Wasser im Bereich Mühlenstraße problemlos abgeführt werden müssen. Doch hier sind mehrere Tatbestände zusammen gekommen.« Welche Tatbestände das sind, wollte Marion Hauptmeier-Knak mit Verweis auf die zur Zeit ungeklärte Haftungsfrage nicht näher erklären.
Sie riet allen betroffenen Anliegern, sofern sie nicht entsprechend versichert sind, ihre Schadensersatzansprüche an das Rechtsamt der Stadt zu stellen. »Von dort aus werden wir sie an die bauausführende Firma weiterleiten«, bekräftigte die Geschäftsbereichsleiterin.
»Unsere Anwälte werden sich mit dem Thema befassen müssen. Ich glaube, da wird die Schuld auf den Unternehmer abgewälzt«, entgegnete auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage Diplom-Ingenieur Klaus Gerhardt. Der Oberbauleiter der Firma Trolining warf im Gegenzug dem UWB vor, die Anwohner vor Beginn der Kanalbauarbeiten nicht ausreichend informiert zu haben. Gerhardt: »Die Stadt hätte auf drohenden Wasserrückstau und die Konsequenzen hinweisen müssen.« Dass das unterblieben ist, bestätigten von der Fäkalienflut betroffene Anlieger.
Wie Gerhardt weiter sagte, sei laut Bielefelder Entwässerungssatzung aus dem Jahr 1988 jeder Immobilienbesitzer verpflichtet, sich mit dem Einbau von Rückstauklappen selbst zu schützen. Trotzdem sei von seiner Firma die Kanalbaustelle im Bereich Mühlenstraße großzügiger angelegt worden als von der Stadt erwartet: »Wir sind per Vertrag verpflichtet, 500 Liter Wasser pro Sekunde durch die Kanalisation abzuführen. Unsere Leitung ist so ausgelegt, dass 1200 Liter pro Sekunde bewältigt werden können.« Zudem habe man nach der Flut die Anwohner nicht alleine gelassen und beim Aufräumen geholfen.
Zurzeit, bestätigten UWB und Baufirma, sei der umstrittene Behelfskanal stillgelegt. Das Mischwasser werde durch den Sammler geleitet, der saniert werden soll.
l Klaus Kugler-Schuckmann, Leiter des UWB, versprach gestern, dass von Mittwoch an Mitarbeiter von Haus zu Haus gehen und bei der Entsorgung der nicht mehr nutzbaren Gegenstände helfen: »Wir fahren die Sachen in Mulden unbürokratisch ab, übernehmen erst einmal die Kosten.«

Artikel vom 23.08.2006