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Schmidt möchte die
Streichnote liefern

Erster Tag der Dressur-WM: Deutschland in Führung

Aachen (WB/pk). Die Vorstellung war nicht erstklassig, trotzdem stand Hubertus Schmidt in der Wertung der ersten Gruppe auf dem Spitzenplatz. »Ich hatte mir aber eine bessere Punktzahl gewünscht«, bekannte der Olympiasieger aus Borchen-Etteln (Kreis Paderborn).

Schmidt musste als erster deutscher Teilnehmer in das weltmeisterliche Dressur-Viereck von Aachen. 69,208 Punkte hatte er nach seiner Vorstellung auf dem Konto. Enttäuschende Zahlen für den Routinier, der zugeben musste: »Die ersten drei Lektionen sind leider nicht geglückt. Wansuela Suerte war außergewöhnlich nervig. Da passte es einfach nicht.«
Der Grund? Schließlich hatte seine Stute beim Abschlusstraining noch einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Bundestrainer Holger Schmezer: »Wansuela Suerte ist in der Form ihres Lebens.« Schmidt glaubt die Ursache für die schwächere Vorstellung zu kennen: »Dieses große Stadion in der Soers hat sie verrückt gemacht. Das ist noch gewaltiger als die Olympia-Anlage in Athen.«
Nach dem verpatzten Auftakt zauberte der 46-Jährige dann fehlerfreie Figuren in den Sand, die Punktzahl blieb aber bescheiden. Schmidt weiß, warum das so läuft: »Die Richter entscheiden nach den ersten Eindrücken. Ist man da nicht sofort voll da, kann man das nicht mehr ausgleichen.« Schmidt ist in der Gesamtwertung vorerst Sechster. Er dürfte sich damit die Qualifikation für die Einzel-Entscheidung, bei der die ersten 30 Freitag starten, gesichert haben.
Premiere leicht verpatzt, da blieb ihm nur das Daumendrücken: »Meine Damen werden hoffentlich die Nerven behalten und die nötigen Punkte buchen.« Ein Schmidt und drei Reiterinnen, so tritt Deutschland ja in dieser WM-Mannschaftswertung an. Und er hätte gar nichts dagegen, wenn er am Ende des Streich-Resultat liefern würde: »Der schlechteste Teilnehmer aus jedem Quartett kommt ja nicht in die Wertung. Wenn ich das wäre, wüsste ich genau: Meine Damen waren absolute Klasse.«
Heike Kemmer aus Winsen/Aller übertraf Schmidts Erwartungen sogar noch: Sie lieferte mit Bonaparte und 75,792 Punkten das beste Ergebnis des ersten Tages. Deutschland (145,00) liegt damit vor den Niederlanden (139,17) und Großbritanien (134,042) auf dem Spitzenplatz. Heute starten Isabell Werth und Nadine Capellmann.
Das brisante deutsch-niederländische Duell hat durch eine Panne zusätzliche Schärfe erhalten. Die Niederländer waren zu Recht sauer. Ihr Auftaktreiter Laurens van Lieren wurde in der Vorbereitung gestört, weil er von einem Offiziellen wegen einer angeblich nicht erlaubten Satteldecke in den Stall zurückgeschickt wurde. Doch es war nicht sein Fehler, sondern der Funktionärs irrte hier.
»Offensichtlich war da jemand überfordert«, kritisierte George de Jong, Sport-Direktor des niederländischen Verbandes. Die Bitte, den Nachwuchsmann am Folgetag reiten zu lassen, wurde abgelehnt. Van Lieren blieben von 30 Minuten Vorbereitungszeit nur knapp zehn und er beklagte sich: »Ich bekomme keine zweite Chance, das ist ein Jammer.«

Artikel vom 23.08.2006