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Information auch aus Syrien nutzen

BND sieht Bedrohung

Von Reinhard Brockmann
Minden (WB). Der entscheidende Tipp zur ersten Festnahme eines Bombenlegers in Kiel kam vom libanesischen Militär-Geheimdienst. Das hat der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, gestern in Minden bestätigt.

Unerlässlich nannte er die Zusammenarbeit mit Nachrichtendiensten in den Ursprungsländern des islamistischen Terrors. Oft würde die Zeit der RAF noch als größte Bedrohung der inneren Sicherheit betrachtet, beklagte Uhrlau. Sein Urteil aus 25 Jahren Geheimdiensterfahrung: Erheblich gravierender ist die aktuelle Lage, die sich sogar weiter zuspitzen könnte. In Irak und Afghanistan steige Monat um Monate die Zahl sicherheitsrelevanter Ereignisse - manchmal 100 an einem Tag.
Daraus liest der Informationsprofi, dass das Rekrutierungsfeld für Selbstmordattentäter dramatisch wachse. Dennoch zeige sich die Öffentlichkeit nur punktuell alarmiert, meinte Uhrlau, nämlich wenn es zu Anschlägen auf deutschem Boden komme, »aber nicht wenn wir sie erfolgreich verhindert haben«. Die Blutspur des 11. September 2001 über Djerba, Bali und Madrid sei unübersehbar.
Schon in den 90ern sei El Kaida erkennbar geworden. Der Sturz des Taliban-Regimes habe zu dessen Ideologisierung und Verselbständigung geführt. Das Ergebnis sei, dass es zwar an zentraler Befehlsgewalt fehle. Schon den Attentätern von Madrid 2004 habe es am genialen »Mastermind« gemangelt. Dafür zeige vor allem die pakistanisch-islamistische Szene in London, dass aus ihr eigene Terrorstrukturen erwüchsen.
Wenig Verständnis zeigte Uhrlau für den kommenden BND-Untersuchungsausschuss. Auch auf eine Information aus syrischer Quelle könne nicht mehr verzichtet werden, wenn Terror gegen Deutschland und seine Soldaten in der Welt verhindert werden soll.

Artikel vom 24.08.2006