Von Hans Peter Tipp Mönchengladbach (WB). Die Gratulanten schickte er zunächst erst einmal weg. Kahé tanzte lieber allein. Dann gab es ein Küsschen für die Gemahlin Majana, die oben auf der Tribüne saß, und schließlich ließ sich der Schütze des entscheidenden Tores für Borussia Mönchengladbach doch von seinen Kollegen herzen.
Warum - das erklärte der von heute an 24 Jahre alte Brasilianer nach dem 1:0-Erfolg gegen Arminia Bielefeld und dem Fohlensprung auf den vierten Tabellenplatz gern und ausführlich. »Das Tor ist mir sehr wichtig, aber der Tanz hatte keinen besonderen Grund. Das mache ich immer so nach Toren. In Gladbach ist er nicht so bekannt, da ich lange keinen Treffer gemacht habe«, sagte Kahé. Genau zwei Mal hatte er seit seinem Wechsel vor AA Pronte Preta vor knapp zwölf Monaten das Tor getroffen -Êjeweils auswärts. Viel häufiger als bejubelt war der Stürmer jedoch verspottet worden. Eine gewisse, keineswegs sportlich wirkende Körperfülle war dafür verantwortlich gewesen - bis Trainer Jupp Heynckes als »weight watcher« auftrat und dem Stürmer eine Diät nahe- und ein hartes Fitnesstraining auferlegte. Gegen Bielefeld rückte der Brasilianer erstmals in die Anfangsformation, obwohl mit dem U 21-Nationalstürmer Nando Rafael sowie dem Ex-Schalker Michael Delura und dem Ex-Berliner Vaclas Sverkos genügend Alternativen zur Auswahl standen. Heynckes, selber als »Fohle« Stürmer, schenkte aber Kahé sein Vertrauen und wurde dafür belohnt. Der Brasilianer spielte mannschaftsdienlich, schirmte viele Bälle ab für die aufrückende »Raute« - die dem Vereinslogo entsprechende Mittelfeldformation der Gladbacher - und war zur Stelle, als Gegenspieler Marcio Borges den entscheidenden Fehler beging. Kahé tauchte tief ab, um die Eckballflanke einzuköpfen und kam damit groß heraus. Das Erfolgsrezept dieses (ge)-wichtigen Treffers plauderte Heynckes aus: »Wenn man einige Kilos weg hat, fällt es einem leichter. Kahé ist spritziger und schneller geworden.« Nur die Antwort aller Antworten blieben sowohl Trainer als auch Spieler schuldig: wieviel Kahé denn abgespeckt habe? »Das ist wie bei einer Frau, die fragt man doch auch nicht nach dem Gewicht«, meinte Heynckes, und Kahé schwieg ebenso beharrlich: »Zu der Anzahl der Kilos, die ich verloren habe, möchte ich nichts sagen.« Hinter vorgehaltener Hand aber hieß es im Borussia-Park, es seien 6500 Gramm gewesen. Mit weniger Pfunden künftig in der Mönchengladbacher Hierarchie ein größeres Gewicht zu haben, das wünscht sich Kahé nach diesem Neuanfang natürlich: »Ich hoffe, dass ich den Tanz in den nächsten Spielen öfter zeigen kann.« Seine Mitspieler würden es dem 1,87 m großen Stürmer von Herzen gönnen. Nationalspieler Marcell Jansen sagte: »Für ihn freut es mich besonders, dass er getroffen hat. Er hat viel dafür gearbeitet.«
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