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Tödliche Flucht vor dem Inferno

Deutscher Urlauber bringt Frau und Kind in Sicherheit und ertrinkt

Athen/Thessaloniki (dpa). Ein 41 Jahre alter deutscher Tourist ist bei der Flucht vor einem außer Kontrolle geratenen Waldbrand auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki ums Leben gekommen.

Der Mann aus Hessen fiel beim Versuch, sich auf ein Boot zu retten, ins Meer und ertrank. Zuvor war es ihm noch gelungen, seine Frau und sein Kind aufs Boot zu bringen. Die Leiche des Deutschen sei zur Obduktion nach Thessaloniki gebracht worden, hieß es. Ein 80-jähriger Grieche erlitt nach Angaben von Ärzten während des Feuers einen Herzinfarkt und starb.
40 Menschen sind nach offiziellen Angaben mit Verbrennungen und Atembeschwerden in Krankenhäuser gebracht worden, niemand ist jedoch in Lebensgefahr. Unterdessen konnte das Feuer gestern unter massivem Einsatz von Löschflugzeugen und Löschhubschraubern größtenteils unter Kontrolle gebracht worden. Einige Glutnester flammten jedoch wieder auf. Die Feuerwehr war im Raum des kleinen Hafens Nea Skioni im Einsatz. Dort bedrohten die Flammen erneut einige abgelegene Häuser.
Die Botschafter rieten ihren Landsleuten, in ihre Hotels zurückzukehren. Die größte Gefahr sei vorbei. In den Hotels seien sie leichter aufzufinden, falls sie aus der Region abreisen wollen. Das deutsche Konsulat in Thessaloniki richtete einen Krisenstab ein und kümmerte sich in Zusammenarbeit mit den Reiseunternehmen um die Touristen.
Der Pilot eines Löschflugzeugs berichtete, weite Teile der Kassandra, des westlichen Ausläufers der Halbinsel Chalkidiki, seien verkohlt. Nach ersten Schätzungen der Bürgermeister der Region seien mehr als 50 Häuser zerstört, weitere 300 Gebäude beschädigt worden. Zudem seien mindestens 5000 Hektar Wald und Busch sowie landwirtschaftlich genutzte Fläche zerstört worden. »Es ist eine biblische Katastrophe«, sagten die Bürgermeister der Region.
In der Nacht hatten sich dramatische Szenen auf Kassandra abgespielt: Hunderte Einwohner und Urlauber flüchteten aus ihren Häusern, aus Hotels und Zelten vor den Flammen. »Menschen liefen hin und her. Kinder schrien. Touristen und Einheimische flohen zum Strand. Wir konnten nicht atmen«, sagte eine Frau aus dem Dorf Hanioti. Küstenwache und Fischer brachten mehr als 1100 Menschen, darunter 250 Kinder, mit Booten von den Stränden weg.
Zu den Ursachen des Brandes lagen unterschiedliche Schätzungen vor. Die Feuerwehr führte sie auf Blitzeinschläge zurück. Einige Einwohner machten im Fernsehen brandlegende Bodenspekulanten verantwortlich für die Katastrophe.
Im Südwesten der Türkei kämpfen unterdessen Löschmannschaften weiterhin gegen zwei größere Waldbrände. Touristische Gebiete sind von den Feuersbrünsten allerdings nicht betroffen.

Artikel vom 23.08.2006