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Rauchsäulen
stehen über
Kinshasa

Fanal zur Stichwahl

Von Ralf E. Krüger
Kinshasa (dpa). Leere Straßen, geschlossene Läden, patrouillierende Militärs: In der Hauptstadt des Kongos herrschte gestern, nur wenige Stunden nach Verkündung der Wahlergebnisse, gespannte Ruhe.

Sie folgte auf eine Schießerei im Zentrum von Kinshasa, bei der am Sonntagabend nach UN-Angaben sechs Menschen ums Leben gekommen waren. Mit dem Einbruch der Nacht setzten die Kämpfe am Montagabend jedoch heftiger als zuvor wieder ein. Neben Kalaschnikows kamen diesmal auch schwere Waffen zum Einsatz. Am Kongo-Fluss, im Westen der Stadt, stiegen Rauchsäulen auf.
Der frühere Rebellenchef und jetzige Vize-Präsident Jean-Pierre Bemba hat dort sein Quartier. Er hatte bei der als historisch gewerteten ersten freien Wahl in der Geschichte des Landes gemeinsam mit Präsident Joseph Kabila als Bester unter den 33 Kandidaten abgeschnitten und sich damit für die Stichwahl qualifiziert. Sicherheitskräfte der beiden Politiker, die Ende Oktober gegeneinander antreten müssen, übertrafen sich gestern mit gegenseitigen Schuldzuweisungen für den Ausbruch der Gewalt.
»Ich habe keinen Zweifel..., dass Sie diesen Sieg festigen werden«, hatte ein selbstbewusster Kabila seinen Landsleuten in einer kurzen Fernseh-Ansprache erklärt. Er dankte ihnen, dass sie Ende Juli nicht nur friedlich und diszipliniert beim Urnengang gewesen seien, sondern mit einer Beteiligung von 70,5 Prozent ihr Votum auch auf eine breite Basis gestellt hätten.
Im ersten Wahlgang hatte Kabila mit 44,8 Prozent die meisten Stimmen geholt, aber die absolute Mehrheit verfehlt. Bemba dagegen kam mit 20,03 Prozent der Stimmen gerade mal auf etwas weniger als die Hälfte. Das Zahlenwerk macht deutlich, dass es bei der ersten freien Wahl seit 40 Jahren eine Ost-West-Kluft gegeben hat.

Artikel vom 22.08.2006