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Säge gegen Depressionen

»Die Könige der Nutzholzgewinnung«


Der Weg führt durch Elend und Sorge. Diese Ortsnamen im Harz mussten sich Filmemacher Matthias Keilich und seine Co-Autorin Khyana el Bitar nicht ausdenken, sie sind authentisch. Ein perfekter Schauplatz für »Die Könige der Nutzholzgewinnung«, die mit der Motorsäge gegen die Hartz IV-Depression ankämpfen.
Krischan (Bjarne Mädel) kehrt in sein Heimatdorf im Ostharz zurück. Hier in Wipfel, wo er einen Holzfällerwettbewerb nach kanadischem Vorbild veranstalten will, sieht inzwischen alles noch trüber aus als einst. Seine ehemaligen Waldarbeiterkollegen sind seit Jahren arbeitslos und in Apathie versunken. Sie vegetieren als trübsinniger Hausmann dahin oder leben unter dem Dach einer tyrannischen Mutter. Außerdem haben sie noch die Schulden aus einem gescheiterten Imbiss-Unternehmen am Hals, mit denen Krischan sie sitzen gelassen hat. Kerle, die einst Bäume gefällt haben und nun gefällte Mannsbilder sind, nehmen wieder das alte Werkzeug in die Hand.
Jenseits sozialversicherungspflichtiger Jobs braucht es Witz und Kreativität - ein Potenzial, das in dieser Sozialkomödie steckt und das sie gleichzeitig hervorzurufen versucht. Am Modell der von einem authentischen Schauspieler-Ensemble dargestellten Harz-Bewohner wird eine gesellschaftliche Umwälzung mit Witz auf die Spitze getrieben. Erwerbsarbeit ist hier an die pragmatischen Frauen delegiert und definiert nicht länger den Mann. Die Holzfäller sind zwar nur Könige für einen Tag, dafür aber Alltagshelden in einem Heimatfilm, der Landschaft und Leben humorvoll zusammenbringt.

Artikel vom 24.08.2006