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Ein Tor für die Klub-Geschichte

Arminias Ex-Profi und Bayern-Schreck Uli Braun wird heute 65 Jahre alt

Von Philip Pauge
Bielefeld (WB). Über seinen 65. Geburtstag spricht der Fußballer genauso gelassen, wie über das Tor, das ihm auf ewig einen festen Platz in der ereignisreichen Arminia-Historie sichert. Am 3. Oktober 1970 besiegte Bundesliga-Neuling Arminia Bielefeld das Starensemble von Bayern München auf der Alm mit 1:0. Der Torschütze: Uli Braun.

Damals war der Bayern-Schreck 29 Jahre alt. Doch vor mehr als 35 Jahren waren die gleichen Tugenden für den Erfolg über Beckenbauer, Müller und Co. ausschlaggebend, die auch der derzeitige Trainer Thomas von Heesen predigt und mit denen in dreieinhalb Wochen die Bayern wieder in Bielefeld zum Stolpern gebracht werden sollen.
»Nur durch Geschlossenheit und die hohe Laufbereitschaft konnten wir die technisch besseren Bayern schlagen«, stellt Braun rückblickend auf den historischen Sieg fest. Dass ausgerechnet er den entscheidenden Treffer markieren konnte, sei zwar für ihn persönlich eine schöne Sache. Wichtiger jedoch sei gewesen, dass die Mannschaft in dem Spiel erfolgreich war. Auf diesen grandiosen Sieg und den späteren Klassenerhalt sollte für Braun und seine Kameraden allerdings schnell Ernüchterung folgen. Der Bundesligaskandal erschütterte das ganze Land, das Epizentrum lag in Bielefeld.
Da sich die Arminen den Klassenerhalt letzten Endes erkauft und nicht erspielt hatten, war der Zwangsabstieg die Folge. Viele Spieler verließen Bielefeld und auch Uli Braun hatte Angebote von mehreren Erstligisten. Doch nach fünf Jahren bei Arminia war dem gebürtigen Dortmunder die Stadt so sehr ans Herz gewachsen, dass er sich entschied, in Bielefeld zu bleiben, um fortan in der Versicherungsbranche zu arbeiten.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit mehreren Partnern betreibt er seine Versicherungsagentur am Willy-Brandt-Platz. »Der Beruf macht mir noch so viel Spaß, dass ich das Ende des Berufslebens gerne noch etwas hinauszögern würde«, denkt Braun auch mit 65 Jahren noch nicht ans Aufhören. An seinem Job schätzt er besonders den ständigen Kontakt zu anderen Menschen.
Neben der Stadt empfindet er auch für Arminia große Verbundenheit. Er ist ein regelmäßiger und gern gesehener Gast bei Heimspielen in der SchücoArena, pflegt freundschaftliche Kontakte zu Thomas von Heesen und Sportchef Reinhard Saftig, der ebenfalls Dortmunder Wurzeln hat. Dem aktuellen Kader traut Braun den Klassenerhalt zu: »Die Mannschaft ist sogar stärker als in der vergangenen Saison.«
Doch beschränken auf die Zuschauerrolle möchte er sich nicht. Bei Spielen mit der Arminia-Traditionsmannschaft ist Uli Braun selbst am Ball und kümmert sich zudem um Organisatorisches. Bei den Begegnungen der ehemaligen Arminen-Kicker steht neben der Geselligkeit das soziale Engagement im Vordergrund. So schnürte die Traditionself kürzlich zu Gunsten der Lebenshilfe die Schuhe. Diese Aufeinandertreffen mit Menschen, die sich in Notsituationen befinden, verdeutlichen Braun nach eigenen Worten dann immer wieder, wie kostbar die eigene Gesundheit ist. Damit ihm diese solange wie möglich erhalten bleibt, hält sich das Geburtstagskind auch mit Tennis, Radfahren und regelmäßigen Saunagängen fit. Seinen Festtag begeht Braun ganz ruhig im Kreis der Familie und der engsten Freunde. Eben genau so gelassen, wie er damals das Tor gegen die Bayern erzielte.

Artikel vom 23.08.2006