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NRW verliert bei der Bildung

Bundesweit auf dem letzten Platz - Berufsvorbereitung schlecht

Von Andreas Kolesch
Düsseldorf (WB). Nordrhein-Westfalen ist bei einer bundesweiten Bildungs-Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft auf den letzten Platz zurückgefallen. Bemängelt wird vor allem die unzureichende Vorbereitung junger Leute auf das Berufsleben.

In Nordrhein-Westfalen schließt der gestern veröffentlichten Studie zufolge nur jeder neunte Jugendliche ein Berufsvorbereitungsjahr mit Erfolg ab. Im Bundesdurchschnitt erreichte hingegen mehr als jeder zweite Teilnehmer einen Abschluss. An diesem Unterricht nehmen überwiegend Jugendliche teil, die keinen Hauptschulabschluss erreicht haben.
Die fehlende Ausbildungsreife vieler Jugendlicher zeigt sich der Studie zufolge auch später in der Berufsausbildung. Nicht einmal drei Viertel aller Abgänger von Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachschulen absolvieren ihren Ausbildungsgang erfolgreich. Damit erreicht Nordrhein-Westfalen bundesweit den zweitschlechtesten Rang.
Im deutschlandweiten Vergleich schneidet NRW auch bei der Studiendauer schlecht ab. Durchschnittlich 12,2 Semester benötigen Universitätsstudenten an Rhein und Weser bis zum Abschluss. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 11,5 Semestern. Länger als in Nordrhein-Westfalen wird nur noch in Berlin und Bremen studiert.
Gute Noten bekommt Nordrhein-Westfalen beim Anteil hochqualifizierter Schüler. Mehr als 30 Prozent der Jugendlichen erreichen das Abitur. Bundesweit sind es 25 Prozent, in Bayern sogar nur 19 Prozent. Allerdings hätten nordrhein-westfälische Abiturienten ein deutlich geringeres Bildungsniveau als in den meisten anderen Bundesländern, heißt es im Bildungs-Report mit Verweis auf die Pisa-Studie.
Als vorbildlich lobt die Studie die frühzeitige Einschulung von Kindern in Nordrhein-Westfalen. Nur 4,3 Prozent der Kinder erreichen die Grundschule verspätet. Bundesweit beträgt der Anteil der Spät-Starter hingegen 5,7 Prozent. Nordrhein-Westfalen weist zudem die geringste Quote von Schülern ohne Abschluss auf. Lediglich 6,9 Prozent verlassen die Schule ohne qualifiziertes Zeugnis. Bundesweit sind es hingegen 8,5 Prozent.
Gewinner beim Bildungs-TÜV ist Sachsen, das an den Vorjahressiegern Baden-Württemberg (jetzt Platz 2) und Bayern (3) vorbeizog. Sachsen halte trotz sinkender Schülerzahlen an seinen Bildungsausgaben fest. »Unter dem Strich bleibt so mehr Geld pro Schüler übrig«, heißt es in der Studie.
»Das Ergebnis der Studie überrascht uns nicht allzu sehr«, sagte NRW-Schulministeriumssprecher Andrej Priboschek dieser Zeitung. »Die Daten des Bildungsmonitors stammen überwiegend aus dem Jahr 2004 und somit aus der Zeit vor dem Regierungswechel. Sie zeigen, dass ein Umsteuern dringend notwendig war.«
In Nordrhein-Westfalen haben gestern die ersten Qualitätsprüfer ihre Arbeit aufgenommen. Sie besuchen jeweils drei Tage lang eine Schule und beurteilen den Unterricht und die Lernatmosphäre. Die Auswertung des Besuches erhalten die Schulleiter und die Schulaufsicht. Innerhalb von vier Jahren sollen alle 6800 Schulen beurteilt werden. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 24.08.2006