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Wiedersehen in Wilders
kleiner Stadt am »Ceci«

Liebenswerter Dreiakter zum 125. und 150. der Schule

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die Welt ist klein. Fast so klein wie in Thornton Wilders liebevollem Stück »Unsere kleine Stadt«. Um so größer ist die Freude bei Dr. Horst Eckel, dass er zur Generalprobe im Cecilien-Gymnasium den Hauptdarsteller George gleich zweifach präsentieren konnte. Uwe Strauch (43), vor 25 Jahren die Nummer 1, drückt heute Christoph Windhorst (18) kräftig die Daumen.

»Den Text kann ich nicht mehr, aber beim Zuschauen ist plötzlich vieles wieder da«, erzählt Strauch. Der ist heute 43 und Betriebswirt. Damals, 1981 als Elftklässler, erinnert sich der Bielefelder, war er die Nummer 1 von Dr. Horst Eckel. Zum 125. Geburtstag des Cecilien-Gymnasiums hatte Eckel erstmals Wilders Stück »Unsere kleine Stadt« auf die Bühne gebracht, Strauch die Hauptrolle des George gespielt. Die weibliche Hauptrolle Emily von einst ist »verschollen«. Sich zum 150. wiederzusehen, hatte man 1981 ausgemacht. Dass sich Strauch tatächlich früh um sieben Uhr bei Eckel meldete, machte den engagierten Theatermann schlicht sprachlos.
Über der Aula liegt bei der Generalprobe knisternde Spannung. »Liebenswert und ein bißchen chaotisch« schildert Strauch die Regiearbeit von Eckel. Der wirbelt auf und hinter der Bühne ebenso wie im Zuschauerraum und korrigiert an der selbst entworfenen Bühnenlandschaft; sie bildet die kleine heile Welt im Amerika der Zwanziger Jahre ab - ebenso wie die drei unterschiedlichen Akte des Stückes, das die zwei Welten zweier Familien (vertreten durch die Hauptdarsteller Jana Nawartschi alias Emily und Christoph Windhorst als George), ihre Sorgen und Nöte, erzählt.
Insgesamt 20 Mitspieler hat das Stück, die dramaturgische »Oberaufsicht« während der fast drei Stunden Spielzeit ein absolut souveräner Aljoscha Kipp (21) als Spielleiter. Wilder hatte die Rolle einst als »Navigationssystem« dem Zuschauer zur Seite gestellt. Kipp, angehender Maschinenbaustudent, der vor zwei Jahren sein Ceci-Abi gebaut hatte, bringt ebenso viel Können mit wie jeder einzelne Spieler in seiner Rolle. Eckel hat sie »gecastet«. Theater ist am Ceci, unabhängig von Literaturkursen, eine rein freiwillige Angelegenheit mit überzeugenden Ergebnissen, gleichsam ein Treffpunkt von Generationen, von Einsteigern wie der kleinen Nele Wörmann bis zu Ehemaligen. Eckel: »Wir profitieren alle davon.« Nach der Premiere am Sonntag ist das Stück noch am 25. und 30. August sowie 1. September um 19.30 Uhr in der Schulaula zu sehen. Karten gibt es an der Abendkasse. Anschauen lohnt sich, die Leistung des Teams ist wirklich klasse.

Artikel vom 21.08.2006