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Handfesseln waren der
Renner im Zellentrakt

10 000 Besucher beim Tag der offenen Tür der Polizei

Von Jens Heinze und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Der Hausherr war begeistert. »Ich bin überwältigt von der Resonanz«, strahlte ein überglücklicher Polizeipräsident Erwin Südfeld.

Denn mehr als 10 000 Besucher aus Bielefeld und der Region, vom Kleinkind bis zum Senior, waren am Samstag zum 1. Tag der offenen Tür in das Polizeipräsidium gekommen. Mit so viel Andrang hatten die Ordnungshüter gar nicht gerechnet - bereits zur Mittagszeit war das warme Essen ausverkauft, an den Bratwurstständen übertraf der Andrang das Angebot bei weitem.
»Das ist hier wie ein Familienfest«, freute sich schon zur »Halbzeit« stellvertretender Polizeipräsident Klaus Stoll. Von A wie Arrestzelle bis Z wie Zollfahndung stellten die Ordnungshüter und ihre Partner (unter die Automobilclubs ADAC und ACE, das Technische Hilfswerk oder die Verkehrswacht) sich und ihre Arbeit vor. Mit dabei war auch das WESTFALEN-BLATT: Neben der druckfrischen Wochenendausgabe mit aktuellen Polizeiberichten erhielt jeder Interessent eine Foto-Sonderseite mit Artikeln zum Thema geschenkt.
Sieben Stunden lang gab es ein volles Programm. Erster Höhepunkt war die Landung von Polizeihubschrauber »Hummel 8« vor dem Präsidium. Kaum standen die Rotorblätter der BK 117 (3,3 Tonnen maximales Fluggewicht, zwei mal 750 PS, stationiert in Dortmund) still, waren die Piloten Dietmar Voskort und Andreas Lehmkuhl von den wissbegierigen Zuschauern umringt.
Fingerabdrücke bei der Kripo, Vorführungen von Diensthundestaffel, Polizeipferden (Reiterstaffel Dortmund) und Spezial-Einsatz-Kommando (SEK Bielefeld) oder Fahrzeugausstellung vom Motorrad bis zum Gefangenentransporter - was am besten gefiel, darüber herrschten geteilte Meinungen. So war Twan Heermann (4) vom Polizei-Panzerwagen aus Bochum begeistert (»Der hat ein Schießgewehr!«), Schwester Jodie (6) fand das Blaulicht auf den Streifenwagen ganz toll. Die beiden Steppkes bekamen übrigens alles ganz genau erklärt. Onkel Udo Heermann, Kommissar bei der im rechten Flügel des Präsidiums beheimateten Inspektion Nord, hatte für Nichte und Neffen etxra eine kleine Privatführung organisiert.
Doch auch ohne fachkundige Unterstützung ging kein Besucher leer aus. Besonders dichtes Gedränge herrschte vor den 17 (leeren) Zellen des Polizeigewahrsams, in die man sich auf Wunsch auch kurz einsperren lassen konnte. Allerdings war Kommissar Frank Zumbansen leicht erstaunt über die Sonderwünsche der vor allem kindlichen Interessenten: »Fast jeder Knirps will einmal eine Handfessel anlegen.«
Was das liebe Geld betraf, da gab es Rat bei der »Blüten«-Ausstellung des Kommissariates 13 (Betrug). »Immer den grauen Balken auf der Scheinvorderseite neben dem Nennwert prüfen. Der muss riffelig sein«, erklärte Hauptkommissar Siegfried Wohlfahrt.
Riesenandrang herrschte auch bei den Einstellungsberatern der Polizei. »Mit der Zahl der Interessenten bekäme man eine Einsatzhundertschaft zusammen«, lautete die Bilanz von Bernd Holterhus.
Der Dienstbetrieb lief bei der Polizei natürlich weiter. 48 Einsätze, davon acht Unfälle, habe es während des Tages der offenen Tür in ganz Bielefeld gegeben, so Polizeisprecher Michael Waldhecker. Und weil im Gewahrsam des Präsidiums ja alle Türen offen standen, kamen festgenommene Straftäter in die Zellen der Inspektion Süd (Brackwede).
Wann es einen zweiten Tag der offenen Tür gibt, das ließ Polizeipräsident Südfeld offen. Aber vielleicht wird 2007 alles noch viel schöner: Bielefeld hat sich ums Ausrichten der Großveranstaltung »Tag der NRW-Polizei« beworben.

Artikel vom 21.08.2006