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Plötzlich ist der Koffer weg

1,5 Prozent der Gepäckstücke gehen zunächst verloren


Frankfurt (dpa). Nach einem langen Flug möchte jeder Passagier schnell seinen Koffer aufsammeln. Doch nicht selten wartet er vergeblich am Gepäckband - alle Koffer werden nach und nach von ihren Besitzern in Empfang genommen, nur seiner taucht nicht auf. Was für den Einzelnen viel Stress bedeuten kann, ist im weltweiten Flugverkehr Alltag: Nach einer Erhebung der Europäischen Flugvereinigung AEA gehen 1,5 Prozent der Gepäckstücke vorübergehend verloren. 2005 wurden 4,9 Millionen Koffer und Taschen als vermisst gemeldet - bei 346 Millionen Passagieren.
Schlecht schneiden die großen Fluggesellschaften ab. Im zweiten Quartal landete die Lufthansa auf dem vorletzten Platz hinter British Airways. Bei der größten deutschen Airline vermissten zwischen April und Juni 1,68 Prozent der Fluggäste ihren Koffer nach der Ankunft am Zielflughafen. Beim Schlusslicht BA waren es 1,69 Prozent. Den besten Wert hatte die Turkish Airlines mit 0,34 Prozent.
»Wir sind eine Umsteige-Airline, da ist es eher möglich, dass ein Koffer stehen bleibt, als wenn man von Punkt zu Punkt fliegt«, sagte Lufthansa-Sprecherin Amélie Lorenz. Allein am Drehkreuz in Frankfurt werden täglich 150000 bis 200000 Gepäckstücke umgeschlagen.
Weil vermisste Koffer keine Einzelfälle sind, haben die Fluggesellschaften ein eigenes EDV-System zur Nachverfolgung des Gepäcks aufgebaut. »Wenn auf dem Flug von Chicago nach Frankfurt der Koffer dort stehen geblieben ist, kann ich das möglicherweise schon in Frankfurt erfahren, weil es in dem System vermerkt ist«, sagt Lufthansa-Sprecher Jan Bärwalde. Dann werde das Gepäck auf dem nächsten Flug mitgenommen und dem Besitzer zugestellt. Bei der Lufthansa finden sich 95 Prozent der vermissten Gepäckstücke innerhalb von drei bis fünf Tagen wieder, von den restlichen taucht die Hälfte nach längerer Suche auch noch auf. Sollte der Koffer verschwunden bleiben, ist das Gepäck laut Montrealer Abkommen bis zu einem Wert von 1200 Euro versichert. Die Fluggesellschaft muss für diesen Schaden aufkommen.

Artikel vom 21.08.2006