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Torfestival ohne Happyend

Arminia verliert die Saison-Heimpremiere gegen neun Stuttgarter mit 2:3

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Verrückte Fußball-Bundesliga: Bei der an Toren armen Weltmeisterschaft hatten die Zuschauer ja bereits 1:0-Spiele als Schützenfeste empfunden. Gestern in Bielefeld aber wurde echter Offensivfußball geboten. Jedenfalls in der zweiten Halbzeit. Von zwei siegeshungrigen Mannschaften hatte der VfB Stuttgart das bessere Ende für sich, gewann in der SchücoArena mit 3:2 - trotz zweier Platzverweise.

Zu einer Änderung gegenüber der Startelf beim Auftaktspiel in Hamburg war Thomas von Heesen gezwungen. An Stelle des fieberkranken Petr Gabriel bot der DSC-Trainer Marcio Borges in der Innenverteidigung auf.
Nach einer Viertelstunde probierte es der Däne Jonas Kamper mal mit einem Schuss aus gut und gerne 30 Metern. Auf dem regennassen Platz war ein Nachfassen Timo Hildebrands erforderlich.
Der Nationaltorwart und sein Team konnten in der gut gefüllten SchücoArena (22 095 Zuschauer) auf lautstarke Unterstützung ihres 700-köpfigen Anhangs bauen. Um ihre Fans bei Laune zu halten, nahmen die Gäste bald das Heft in Hand. Allein, es mangelte ihnen an Torgefahr. Bis zur 28. Minute. Da bereitete Neuzugang Antonio da Silva über die rechte Seite die erste Großchance für den VfB vor. Doch die scharfe Hereingabe des Ex-Mainzers verpasste der heranrutschende Jon-Dahl Tomasson um Haaresbreite.
Besser machten es die Schwaben elf Minuten später. Ecke da Silva, Kopfball Fernando Meira - auf Bielefelder Schwächen bei Standardsituationen ist zurzeit Verlass. Kam beim 1:1 in Hamburg Petr Gabriel nach einer Ecke gegen Sanogo zu spät, so war es dieses Mal Heiko Westermann, der seinen Gegenspieler einköpfen ließ. Die Gäste führten zur Pause verdient.
»Manche haben schon gemeint, wir wären der Favorit. Aber Stuttgart ist eine gute Mannschaft. Offenbar hat sich das Rumoren beim VfB positiv auf die Leistung der Spieler ausgewirkt«, kommentierte Reinhard Saftig in der Halbzeit. Bei Arminia hatte der DSC-Sportchef die letzte Entschlossenheit im Abschluss vermisst. Im Mittelfeld habe das Team aber gefällige Kombinationen gezeigt.
Dass sich die Platzherren für den zweiten Durchgang einiges vorgenommen hatten, wurde schon in der 49. Minute deutlich. Flanke Korzynietz, Schuss Kamper - vorbei, doch immerhin ein Signal.
Bis zum ersten Erfolgserlebnis dauerte es aber noch eine Weile. Und nur durch die Entschlossenheit, mit der Einwechselspieler Abdelaziz Ahanfouf in den Strafraum eindrang, kam Bielefeld zum Torerfolg. Ahanfouf bediente Kauf, dessen Schuss streckte VfB-Verteidiger Osorio den Ellenbogen entgegen - Handelfmeter und Rot für Osorio. Ahanfouf nutzte die Chance vom Punkt zum 1:1.
Dann wurde es turbulent. Auf Vorarbeit von Daniel Bierofka schockte Cacau den DSC mit dem Tor zum 1:2 (73.). Doch Bielefeld schlug in Person eines alten Bekannten zurück: Jörg Böhme. Der Rückkehrer packte die linke Klebe aus, sorgte für Ekstase auf den Rängen. Doch dann spielte wieder Cacau den Spaßverderber. Mit einem traumhaften Fernschuss aus 30 Metern überwand er den überraschten Mathias Hain im Bielefelder Tor zum zweiten Mal (82.) - es war der Sieg für seinen VfB. Und das, obwohl in Antonio da Silva zwei Minuten zuvor der zweite Stuttgarter des Feldes verwiesen worden war.
DSC-Trainer Thomas von Heesen kommentierte die Niederlage so: »Schade, dass wir die tolle Unterstützung von außen nicht mit dem passenden Ergebnis zurückzahlen konnten. Zuletzt haben wir uns in Überzahl angestellt wie die Schüler. Jetzt schlafen wir 'ne Nacht darüber, dann ist das Ding gegessen.«

Artikel vom 21.08.2006