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Jones sitzt in der Falle

Doping: Sprinterin soll positiv getestet worden sein

Los Angeles (dpa). Marion Jones ist in die Doping-Falle gelaufen und hat die Leichtathletik weiter in die Krise gestürzt.
Drei Wochen nach dem Doping-Geständnis von 100-m-Olympiasieger und Weltmeister Justin Gatlin ist nun auch die dreimalige Sprint-Olympiasiegerin von Sydney beim Sportbetrug erwischt worden. Die 30 Jahre alte Amerikanerin soll nach ihrem Titelgewinn über 100 m bei den US-Leichtathletik-Meisterschaften im Juni in Indianapolis positiv getestet worden sein. In ihrer A-Probe wurden Spuren des Blutdopingmittels EPO gefunden. »Ich würde mein Leben darauf setzen, dass sie nie EPO genommen hat«, erklärte ihr Coach Steve Riddick, »das macht keinen Sinn, es sei denn, sie möchte öffentlichen Selbstmord begehen.«
Das Ergebnis der B-Probe soll in den nächsten zwei Wochen bekannt werden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen ihr eine zweijährige Sperre und ein jähes Ende ihrer illustren Laufbahn. Die Sprinterin war am Freitag überraschend »aus persönlichen Gründen« vom Golden League-Meeting aus Zürich abgereist. »Sie hat mir eine SMS geschickt und gesagt, sie haben Spuren von EPO gefunden. Ich habe gelacht, aber sie meinte, es sei ernst«, offenbarte Riddick und ergänzte, es könne sich bei dem Testergebnis nur um einen Fehler handeln.
Nach Tour-de-France-Sieger Floyd Landis und Gatlin ist Marion Jones innerhalb des vergangenen Monats bereits der dritte prominente US-Superstar, der des Dopings angeklagt wird. Dementsprechend harsch reagierte die US-Presse. »Sie ist eine Betrügerin. Mit Charme und Leidenschaft ging sie der Nation unter die Haut, aber sie hat scheinbar gleichzeitig die Hosen runtergelassen und sich eine mit Steroiden gefüllte Nadel in ihre Haut gesteckt«, schrieb die »Los Angeles Times«.
Schon seit Jahren steht Marion Jones unter Doping-Verdacht, ohne zuvor jemals positiv getestet worden zu sein. Mit Nachdruck hat sie immer ihre Unschuld beteuert. »Es ist sehr traurig, dass die Vertraulichkeit der Testprozedur in diesem Fall verletzt worden ist, aber sie hat immer klar gesagt, nie leistungsfördernde Substanzen genommen zu haben«, sagte ihr Anwalt Richard Nichols. Auch in die Dopingaffäre um das Betrugs-Labor BALCO war seine Mandantin verwickelt, aber sie wurde weder angeklagt noch überführt.
BALCO-Gründer Victor Conte hatte im Dezember 2004 erklärt, er selbst habe Jones mit Dopingmitteln versorgt und gesehen, wie sie sich Wachstumshormone gespritzt habe. »Ich habe bisher immer die Wahrheit über meine Beziehung zu Marion Jones gesagt«, meinte Conte nun.
Gerade ihre Beziehungen zu überführten Dopingsündern nährten den Zweifel und führten zu einem gewaltigen Imageverlust. Ihr Ex-Ehemann, Kugelstoßer C.J. Hunter, wurde gleich vier Mal positiv getestet. Hunter hatte im Rahmen des Prozesses gegen BALCO bestätigt, Zeuge gewesen zu sein, wie sich Marion Jones selbst Dopingmittel injiziert haben soll.
Der Vater ihres Sohnes und einstige 100-m-Weltrekordler, Tim Montgomery, wurde im Dezember 2005 wegen Dopings zwei Jahre suspendiert. Und gegen ihren langjährigen Coach Trevor Graham, der sie bei den glorreichen Spielen vor sechs Jahren in Syndey betreut hatte und zuletzt Gatlin trainierte, ermittelt die USADA auch.

Artikel vom 21.08.2006