21.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dem Himmel so nah

Tausende Besucher beim Flugplatzfest in Senne

Von Stefanie Westing
Senne (WB). Alles, was fliegen kann, hat sich am Wochenende auf dem Flugplatz Windelsbleiche getroffen. Tausende Besucher kamen, um sich über die diversen Flugobjekte zu informieren, Vorführungen und Kunststückchen zu beobachten, alles Wissenswerte rund um das Fliegen zu erfahren oder um sich die Heimat von oben anzusehen. Am späten Samstagnachmittag dann eine Schrecksekunde: Beim Landemanöver knickte bei einem Flugzeug das Fahrwerk ein und die Maschine fiel auf die »Nase«.

Die vier Insassen konnten unverletzt aus dem Flieger klettern. »Kein Grund zur Aufregung«, betonte Moderator Matthias Meyers. »Ein kleiner technischer Fehler.« Das betroffene Flugzeug verfüge über ein Einziehfahrwerk, das beim Landen auf der Bahn eingeklappt sei. Meyers: »Der Flieger hat ein paar Schrammen abbekommen. Mehr ist nicht passiert.«
Eine Menge Maschinen starteten und landeten an beiden Tagen - am Sonntag trotz einiger Regenschauer. Allein am Samstag kamen nach Einschätzung von Lars Oliver Geertz, Geschäftsführer der Flughafen Bielefeld GmbH, etwa 100 Flugzeuge zu Besuch - aus der näheren Umgebung und sondern sogar aus den Niederlanden, Luxemburg, aus der Schweiz und vom Bodensee. Nicht nur den Besuchern, die einschwebten, wurde viel geboten. Fallschirmflieger landeten sicher wieder auf der Erde, Aufnahme und Abwurf eines Banners gelangen einwandfrei, Motorsegler kreisten, kuriose Flieger wie motorisierte Drachen lenkten neugierige Blicke auf sich, und so manches alte »Schätzchen« zog die Aufmerksamkeit auf sich. Viele Besucher hielten den Atem an, als Ulrich Dembinski seine Maschine startete. Der 47-Jährige zeigte spektakuläre Kunststückchen am Himmel. Steil- und Sinkflüge wechselten sich ab, dazu kamen Salti und sogar der Flug kopfüber. Die Maschine vom Typ »YAK 55« zog einen weißen Rauchschwanz hinter sich her. So konnte jeder Zuschauer verfolgen, welche akrobatischen Bahnen Dembinski hoch über den Köpfen zurücklegte. »Wir halten den Kunstflug in diesem Jahr im engen Rahmen«, betonte Hauptorganisator Carsten Köhne vom Luftfahrtservice »Gullwing Aviation«. »Weil es in der Vergangenheit schon mal Probleme mit Anwohnern gab, wollen wir dieses Mal weit unter den gesetzlichen Grenzen bleiben.«
Viel Applaus gab es für Kunstflieger Dembinski, als er wieder am Boden war. »Ich bin trotz meiner 47 Jahre noch nicht ganz erwachsen und spiele ein wenig in der Luft«, erklärte er per Mikrofon. 23 Mal nahm er an nationalen und internationalen Meisterschaften statt, landete dabei 13 Mal unter den besten drei Startern. »Morgen komme ich wieder«, versprach der Mann aus Aschaffenburg am Samstag. »Ob die Vorführung dann genauso wird, kann ich noch nicht sagen. Es kommt immer wieder die Laune durch beim Freestyle. Heute hatte ich gute Laune, morgen wird sie besser.«
Bester Laune waren unter anderem auch Miriam Küster (25) und Jörn Lakebrink (27), die für einen Rundflug in ein Vereinsflugzeug des Luftsportvereins LSV Bielefeld-Gütersloh stiegen. Pilot Martin Morris, im Hauptberuf verantwortlich für Flugzeugtechnik und die Wartung der Maschinen auf dem Flugplatz, zeigte den beiden mit einer »AG-5 B Tiger« die Stadt am Teutoburger Wald aus einer Höhe von etwa 700 Metern. »Wo kann ich meinen Flugschein machen?«, war Lakebrinks erste Frage, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Bei uns«, antwortete Pilot Morris. Der Verein verfügt über elf Flugzeuge und derzeit über etwa 280 Mitglieder, ist aber stets auf der Suche nach Fliegernachwuchs.
Am Ende waren die Besucher beeindruckt, die Verantwortlichen zufrieden. Passend zum Flugplatzfest war übrigens auch die neue Parallelrollbahn vollendet worden. »Alle haben bis Freitagabend daran gearbeitet«, erklärte Geertz. Für ihren Einsatz durften die Arbeiter dafür am Samstagmorgen den ersten Rundflug des Tages mit dem größten Doppeldecker der Welt antreten, der Anatov 2.

Artikel vom 21.08.2006