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Jonas Kampers andere Saite

Arminias neuer Däne über Familie, Musik und Königin Margrete

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Die Foto-Idee mit der Bass-Gitarre bringt Jonas Kamper zum Lachen. »Zum Glück haben Zeitungsberichte keinen Ton«, sagt er. Dabei beherrscht Arminias Zugang nicht nur das Spiel auf den Seiten des Fußballplatzes. Auch mit den Gitarren-Saiten weiß der Hobby-Musiker umzugehen.

»Bei Bröndby hatten wir eine Band. Fünf Jungs, erst spielte ich Schlagzeug, dann Gitarre«, erinnert sich der Däne. Zwei Mal in der Woche probten die Kopenhagener Kicker im Anschluss ans Training das Zusammenspiel mit den Instrumenten. Und welche Richtung? »Wir hatten unseren ganz eigenen Stil. Aber vor allem klang es lustig. Das Musizieren war guter Kontrast zum Fußball.«
Den ersten Auftritt wird der 23-Jährige nie vergessen: »Das war auf der Bröndby-Weihnachtsfeier mit allen Abteilungen. Wir waren nervöser als vor einer Meisterschaftspartie. Wir spielten katastrophal. Aber die Leute hatten ihren Spaß daran.«
Mindestens genau so viel wie die Band bei ihrer Namensgebung. Kamper: »Die Bröndby-Fans sangen im Stadion immer von der blau-gelben Armee, von der blue-yellow army. Wir Spieler verstanden das nie richtig. Für uns klang es wie ÝDo you know Arne?Ü - also ÝKennst Du Arne?Ü So haben wir uns dann genannt.«
Der größte Auftritt sollte noch folgen. Während ihres Besuchs in Kopenhagens Vorort Bröndby, wo der Verein zu Hause ist, erfuhr Königin Margrete II. von der klubeigenen Band. Sie war so begeistert, dass sie darauf bestand, »Do you know Arne?« einmal spielen zu hören. Kamper: »Als wir davon hörten, dachten wir nur: Wow! Dann spielen wir eben für die Königin. Bei einem großen Fest im Bröndby-Stadion traten wir vor der Queen und vor 30 000 Fans auf. Ein Wahnsinnserlebnis.«
Genau wie der Titelgewinn mit Bröndby 2005. Trotzdem hat Kamper immer von der Bundesliga geträumt. »Im Norden Dänemarks«, klärt er auf, »empfing man schwedisches Fernsehen. Im Süden, wo ich aufgewachsen bin, deutsches Fernsehen.« Schon als Siebenjähriger habe er mit seinem Vater, der bei einem Unfall ums Leben kam, die Bundesliga-Höhepunkte angeschaut. »Ich bin mit der Liga groß geworden. Arminia kannte ich bereits als Kind.«
Jetzt ist Kamper selbst auf allen deutschen Kanälen zu sehen. Weil Carina ihren Bruder aber am liebsten live spielen sieht, sitzt Kampers Schwester am Sonntag beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart im Stadion. »Auch darum hoffe ich, Sonntag dabei zu sein«, sagt Kamper. Für Thomas von Heesen besteht kaum Grund, ihn nach dem Debüt in Hamburg nicht zu nominieren. Nur die vielen »Mädchenfouls« monierte der Trainer. Kamper: »So viele dumme Freistöße habe ich noch nie verursacht. Ich war wohl etwas zu heiß.«
Die Nerven gilt es vor dem Heimdebüt in den Griff zu kriegen. Dass Carina (27) zuschaut, motiviert ihn zusätzlich. »Meine Familie und meine Freunde bedeuten mir viel. Es ist schön, dass meine Schwester zu Besuch ist. In meinen ersten zwei Bielefelder Monaten war niemand da. Ich habe mich nur mit Fußball beschäftigt. Dabei ist es wichtig, etwas nebenher zu haben.«
Anfang September kommt endlich seine Freundin Susanne (24). Sie steckt in der Ausbildung zur Frisörin, kann deshalb noch nicht aus Dänemark weg. Zum Glück haben die Mitspieler Jonas Kamper das Einleben in Ostwestfalen leicht gemacht. Er fühlt sich beim DSC schon wie zu Hause und sagt: »Wir sind wie eine große Familie.«

Artikel vom 19.08.2006