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Ein ganzes Land in nur drei Buchstaben: NRW

Pils, Printen, Glückauf und andere Eigenheiten

Bunt ist das Land, vielfältig sein Angebot und reichhaltig der Reigen regionaler Eigenheiten. Aber in der Summe sind alles nur drei Buchstaben: NRW
Beliebteste Biersorte in Nordrhein-Westfalen ist das Pils. Im ersten Halbjahr 2006 wurden knapp 6 Millionen Hektoliter hier zu Lande gebraut. Nordrhein-Westfalen ist das Land mit der größten Bierproduktion in Deutschland. Den Bayern sei's gesagt..

Das Hermannsdenkmal in Detmold ist seit mehr als 130 Jahren das Wahrzeichen des Teutoburger Waldes. Für das Jahr 2009 mit seinen großen Ausstellungsprojekten soll »der Hermann« fit gemacht werden. Mit seiner stattlichen Größe von 53 Metern überragt der auf einem Hügel errichtete lippische Hermann die Bäume des Teutoburger Waldes. Das Denkmal erinnert an die Schlacht der Germanen gegen die Römer 9 nach Christus.

Einen kleinen Bruder solle der Nationalpark Eifel im ostwestfälischen Eggegebirge nahe Paderborn bekommen. Die Region ist noch unentschlossen, lehnte das ab. Im Gespräch ist dort das erste Biosphärenreservat des Landes. Es soll die vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft schützen. In NRW sind 2500 Naturschutzgebiete ausgewiesen.

»Glückauf« lautet der Bergmanns-Gruß, der die Hoffnung der Kumpel ausdrückt, wieder wohlbehalten ans Tageslicht zu kommen. Bekannt wurde der Gruß auch mit dem »Steigerlied« (»Glückauf, der Steiger kommt«) das zu den Lieblingstiteln des ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten Johannes Rau gehörte.

Er gilt als Wahrzeichen der Bonner Republik. Drei Jahrzehnte diente das nach dem einstigen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier benannte Gebäude am Rheinufer als Abgeordneten-Hochhaus. Nach einer umfassenden und mehrjährigen Sanierung und Modernisierung ist der Lange Eugen seit kurzem Heimstätte von elf UN-Organisationen und zugleich Herzstück des neuen UN-Campus am Rheinufer. Die neue Nutzung ist ein Symbol für den erfolgreichen Strukturwandel Bonns. Die Stadt hat den Umzug der »hohen Politik« nach Berlin bestens verkraftet.

Der Kölner Dom ist nicht nur ein Wahrzeichen für die rheinische Metropole, sondern für ganz NRW. Das Welterbe ist ein Publikumsmagnet und lockt jährlich sechs bis neun Millionen Touristen an.

Nicht nur das Land Nordrhein-Westfalen, auch sein ältester »Bürger« feiert Jubiläum: Vor genau 150 Jahren, im August 1856, stießen zwei Steinbrucharbeiter im Neandertal auf geheimnisvolle Knochenreste. Die 16 dunkelbraunen Skelettbruchstücke von der Rippe bis zum Schädeldach mit großen Augenhöhlen und fliehender Stirn revolutionierten die Weltsicht. Nach Jahrzehnten wissenschaftlicher Streitigkeiten wurde der Urmensch aus dem Rheinland als Homo neanderthalensis zum »Namenspatron« für eine Menschenart, die 200 000 Jahre in Europa und Nahost heimisch gewesen und vor 30 000 Jahren ausgestorben ist.

Was früher das Brot der einfachen Leute war, ist heute eine kulinarische Spezialität und ein Exportschlager noch dazu: Von Australien bis in die USA ist der westfälische Pumpernickel fast überall zu bekommen. So beliebt war das herzhafte Schwarzbrot nicht immer. Der französische Philosoph Voltaire verspottete die Spezialität einst als »harten, schwarzen und klebrigen« Stein«. Schuld ist die tiefbraune Farbe und die kompakte, feuchte Konsistenz des Pumpernickels. Seit Jahrhunderten stellen Bäcker aus der Region das Brot in einer stundenlangen Prozedur aus Roggenschrot her. Das Schrot quillt mehrere Stunden in heißem Wasser und wird dann in Dampf gegart. In der ältesten Bäckerei in Soest wird das Brot seit 1570 hergestellt.

Der Aachener hat immer gerne ein paar Printen im Haus, für alle Fälle. Sein Rezept verrät kein Bäcker, aber Nelken, Koriander, Zimt und Kandis gehören dazu. Die Printe ist härter als der Lebkuchen, würziger und gilt in Deutschland als Weihnachtsleckerei. Die wihtigste Entwicklungsphase hat die Printe wohl während der französischen Besatzung um 1791 durchgemacht, als die Aachener mangels Rohrzucker mit Rübenzucker backen mussten. Auch wenn sich der Teig nicht mehr in die Holzform mit kunstvoll geschnitzten Motiven »printen« ließ, blieb der Name Printe.

Artikel vom 25.08.2006