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Ton wird noch schärfer

SC Paderborn 07: Luhukay soll nach Rücktritt zahlen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Das Thema Günther Rybarczyk ist beim Fußball-Zweitligisten SC Paderborn (fast) keins mehr, die Akte Jos Luhukay wird aber noch längst nicht geschlossen. »Er wäre gut beraten, sich gut beraten zu lassen«, kündigte SCP-Präsident Wilfried Finke eine härtere Gangart an.

Der Ton beim SCP wird damit noch schärfer. »Gewaltige Schadensersatzforderungen« will der Klub-Boss geltend machen, wenn der zurück getretene Trainer nicht zeitnah reagiert und über seinen Berater ein entsprechendes finanzielles Angebot zur vorzeitigen Auflösung des Vertrages macht: »Ich bin sehr an einer gütlichen Einigung interessiert und hoffe, dass bei Luhukay die Vernunft siegt. Aber parallel lasse ich mich auch von zwei Juristen beraten.« Zwei schriftliche Aufforderungen zum Training erhielt der Holländer bislang, beiden kam der 43-Jährige nicht nach. Eine rechtskräftige Kündigung des Arbeitsvertrages ging beim SCP allerdings auch noch nicht ein.
In den kommenden drei Pflichtspielen betreut Markus Gellhaus erneut die Elf, gleichzeitig sondiert die Führungsriege des SCP den Trainermarkt. Bewerbungen gibt es genug, das Anforderungsprofil beschrieb Finke so: »Ein junger Trainer mit einer positiven Ausstrahlung und der modernen Fußball spielen lässst.« Oder anders ausgedrückt: Ein Fußballlehrer, der der Philosophie von Jos Luhukay so nah wie möglich kommt. »Da werden am Ende nur noch vier oder fünf Trainer übrig bleiben, die in dieses Schema passen«, ist Finke sicher. Ob zu diesem ganz engen Kreis auch Gellhaus zählen wird, ist eher unwahrscheinlich. »Markus Gellhaus hat ebenfalls seinen Rücktritt angeboten und kann sich im Moment nicht vorstellen, nach den drei Spielen noch weiter hier zu arbeiten. Das müssen wir zunächst respektieren«, sagte Finke.
Gleichzeitig sucht der Verein nach einem neuen Sportlichen Leiter. Der wird vielleicht sogar noch vor der Trainerverpflichtung vorgestellt. Ex-Profi René Deffke, bereits vor 14 Monaten als Rybarczyk-Nachfolger im Gespräch, spielt diesmal offenbar keine Rolle. Als »undenkbar« bezeichnete der 55-jährige Finke eine mögliche Einstellung des Berliners.
Stichwort Rybarczyk. Für Finke ist der »Käse« zwar gegessen, die jüngsten Attacken des Ex-Managers wollte der Hauptsponsor des Vereins aber nicht unkommentiert lassen. Als »hilflose Versuche, sich reinzuwaschen und nachweisbare Fakten zu verdrehen« beschrieb der Präsident in einer Pressemitteilung die Vorwürfe seines Ex-Mitarbeiters. Zum zeitlichen Ablauf des Rücktritts von Luhukay sagte Finke wörtlich: »Wenn Herr Rybarczyk diese Information erst am Freitagmorgen erfahren haben will, scheint sein Erinnerungsvermögen in den vergangenen Tagen schwer gelitten zu haben.«
Das ihm von Rybarczyk zugeschriebene Zitat »Notfalls werde ich den Spieler auch ohne Zustimmung des Trainers verpflichten«, bestätigte Finke, will diese Aussage aber erst nach dem Rücktritt von Luhukay getätigt haben. Für Finke steht jetzt aber fest: »Rybarczyk hat ganz offensichtlich das uneingeschränkte Vertrauen des Präsidiums missbraucht.«
Damit sei die Sache allerdings beendet. Eine Unterlassungsklage werde es von Finke nicht geben: »Das ist der Fall nicht wert.«
Ach ja, Fußball gespielt wird in Paderborn auch noch: Am Sonntag (14 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) kommt Neuling FC Augsburg.

Artikel vom 19.08.2006