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Ein verschworenes Team

Tennis-Bundesliga: BW Halle feiert zweiten Titelgewinn

Von Stephan Arend
Halle (WB). Nach elf Jahren findet der Meisterpokal wieder seinen Platz in der Vitrine des Tennis-Bundesligisten TC Blau-Weiß Halle. Gestern Mittag nahm Teamchef Thorsten Liebich die Trophäe aus den Händen von DTB-Sportwart Heinz Wagner entgegen.

Schon in der Vorwoche hatten die Ostwestfalen den Titelgewinn in Aachen perfekt gemacht. Auch das letzte Heimspiel der Saison gewannen die Blau-Weißen mit 6:0 gegen Absteiger 1. FC Nürnberg, blieben somit ungeschlagen. »Dieser Titel ist eine Bestätigung für unsere Arbeit in den vergangenen Jahren«, strahlte auch Chefcoach Thomas Dappers.
Neben den Gerry Weber Open sind die Bundesliga-Spiele ein weiterer Höhepunkt in der Tennishochburg Halle. Das war nicht immer so. Nach dem ersten Titelgewinn 1995 spielten die Lindenstädter zwischenzeitlich sogar freiwillig eine Klasse tiefer - sie protestierten somit auch gegen eine Liga, in der sie ihre größten Trümpfe gar nicht ausspielen durften. Die ATP sperrte die besten Profis für die Bundesliga-Partien. Das ist Schnee von gestern. Mittlerweile dürfen auch absolute Weltklasse-Leute wie Halles Nummer 1 Jarkko Nieminen wieder in der Bundesliga aufschlagen. »Seine Partie gegen Reutlingens Simon Greul war für mich der Höhepunkt der Saison«, schwärmt Teamchef Thorsten Liebich noch immer von der Tennis-Gala am zweiten Spieltag.
Vierer-Teams, Champions-Tiebreak im dritten Satz - auch die Reformen, für die Halles Verantwortlichen lange gekämpft haben und die in diesem Jahr erstmals umgesetzt wurden, haben sich aus Sicht der Blau-Weißen ausgezahlt. »Alles ist kompakter. Nicht nur wir Spieler begrüßen das - auch die Zuschauer sind begeistert«, so Halles Stammspieler Werner Eschauer. Für den Österreicher hat der Titelgewinn einen hohen Stellenwert: »Für die Deutsche Meisterschaft bekomme ich zwar keine Weltranglisten-Punkte. Doch ich habe mit meiner Mannschaft in der besten Liga der Welt den Titel geholt. Das kann mir keiner mehr nehmen.«
Während andere Teams wie zum Beispiel der ewige Zweite Rochusclub Düsseldorf mit ihren Topleuten kein Glück hatten, ist der Teamgeist ein Erfolgsrezept der Ostwestfalen. »Wir sprechen vor einer Verpflichtung zunächst mit unseren Trainern, hören zudem auf den Rat unserer Spieler. Auch Fabrice Santoro, der dann nach Düsseldorf gewechselt ist, war in Halle ein Thema. Wir haben aber von unseren Spielern den Tipp bekommen: Verpflichtet ihn nicht, er ist kein Teamspieler.«
Halles Akteure dagegen sind zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen, die bei aller Ernsthaftigkeit mit viel Spaß ihre Arbeit verrichteten. Das beste Beispiel: Nach der Meistersause Samstagabend und der obligatorischen Bierdusche gestern nach der Siegerehrung gaben Waske & Co. noch einmal alles. Nur das Wetter spielte nicht mit. Alle Partien mussten unter dem Hallendach ausgetragen werden.
Ergebnisse: Novak - Wauters 6:4/5:7/10:4, Pavel - Schalamov 6:0/6:2, Waske - Dolbea 6:3/6:3, Eschauer - Matschke 6:2/7:5, Pavel/Waske - Wauters/Dolbea 6:3/6:3, Bachelot/Kas - Schalamov/Matschke 6:2/6:2.

Artikel vom 21.08.2006