19.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Steinbrücks »Rat«

Wir sparen doch alle längst


Peer Steinbrück wollte noch nie jedermanns Liebling sein. Seine klare Sprache machte ihn als NRW-Ministerpräsidenten bei den Unternehmern zum meistgeliebten Sozialdemokraten. Allerdings konnte dies seine Abwahl nicht verhindern.
Warum Steinbrück ausgerechnet aus dem Urlaub heraus den Deutschen empfiehlt, am Urlaub zu sparen, bleibt sein Geheimnis. Genauso gut hätte er ihnen empfehlen können, den nächsten Möbel- oder Autokauf hinauszuzögern und dieses Geld stattdessen in die Altersvorsorgen zu stecken. Der Effekt wäre, sofern sich die Leute daran hielten, der gleiche: Die Konjunktur verlöre an Fahrt. Damit flössen auch weniger Steuereinnahmen in die von Steinbrück verwaltete Staatskasse.
Der Finanzminister hat noch nicht bemerkt, dass die meisten Bürger längst tun, was er ihnen empfiehlt: Sie sparen für das Alter. Sie tun es notgedrungen, weil sie dem Rentensystem nicht mehr trauen - trotz aller Politikerversprechen in Vergangenheit und Gegenwart. Und weil ihnen auch das andere staatsgeführte System der Gesundheitsvorsorge immer mehr Eigenbeteiligung abverlangt. Und weil nicht zuletzt der Staat bei der Mehrwertsteuer schon den nächsten Griff in des Bürgers Portemonnaie beschlossen hat.
Steinbrück sollte seine freie Zeit im Urlaub besser dazu nutzen, Wege zu finden, wie der Staat sparen kann. Sparvorschläge an die gebeutelten Bürger wirken wie blanker Hohn. Bernhard Hertlein

Artikel vom 19.08.2006