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Bahn-Bomber: Spur führt in den Libanon

Diese Videobilder aus dem Kölner Hauptbahnhof zeigen die mutmaßlichen Kofferbomber.

Gepäckkontrollen angekündigt

Dortmund/Koblenz (dpa). Deutschland ist am 31. Juli offenbar nur mit Glück einem Terroranschlag entgangen. Die beiden Kofferbomben in Zügen aus Dortmund und Koblenz sind nach Einschätzung der Ermittler möglicherweise von Tätern mit Verbindungen in den Libanon hergestellt worden.
Die Deutsche Bahn kündigte eine Verstärkung ihrer Videoüberwachung an. Künftig werde es auch Stichprobenkontrollen von Gepäckstücken geben, erklärte das zuständige Vorstandsmitglied Otto Wiesheu in Berlin.
Die Sprengsätze seien am 31. Juli nur deswegen nicht explodiert, weil die Täter handwerkliche Fehler gemacht hätten, sagte der Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Zierke, am Freitag in Wiesbaden. »Wir halten es für möglich, dass Täter Signale mit Blick auf den Nahen Osten setzen wollten.«Zur Fahndung nach den Tätern veröffentlichten die Ermittler Video-Aufnahmen mit Bilden einer Überwachungskamera am Kölner Bahnhof. Sie zeigen zwei Männer mit südländischem Aussehen, die im Verdacht stehen, die Koffer am Tattag transportiert zu haben. Das Bundeskriminalamt fahndet mit Plakaten nach den beiden Männern. Die Bahn setzte 50 000 Euro Belohnung aus.
Die Sprengsätze mit 11-Liter-Gasflaschen, Benzinflaschen und einem Reisewecker als Zünder sollten am 31. Juli um 14.30 Uhr gleichzeitig explodieren. Die Bomben seien zwar gezündet worden, aber ein Fehler bei der Herstellung habe die Explosion verhindert, sagte Zierke. Anders als bei den Anschlägen in London und Madrid 2005 und 2004 hätten die etwa 20 bis 30 Jahre alten Täter offenbar kein massenhaftes Blutvergießen gewollt. Die Zünder seien so eingestellt gewesen, dass die Bomben auf freier Strecke explodieren sollten. Trotzdem wären beide Waggons wohl ausgebrannt.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat vor weiteren möglichen Angriffen gewarnt. Gleichzeitig forderte er eine Ausweitung der Videoüberwachung. Es habe sich gezeigt, dass sie entscheidende Ermittlungsansätze liefere.
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Artikel vom 19.08.2006