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Humanitäre Brücken bauen

Palästinenserin Ghada Mubarak ist eine Friedensbotschafterin

Von Astrid Pinske und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Dass die Ostwestfalen angeblich distanzierte Menschen seien sollen, kann Ghada Mubarak nicht bestätigen. »Ich war so überrascht, hier überall so herzlich aufgenommen zu werden.«

Damit haben ihre Gastgeber, die Stiftung Begegnung und der Zonta Club, ihr Ziel, humanitäre Brücken zu bauen, gleich bei ihrer ersten Kooperationen erreicht. Wie berichtet, absolviert die 22-jährige Architekturstudentin aus Bethlehem ein Praktikum im Architekturbüro Rullkötter in Herford.
Doch nicht nur die Vermittlung von Fachwissen steht dabei im Mittelpunkt. Im Rahmen der vielfältigen »Hilfe zur Selbsthilfe« sollen regelmäßig Studenten und Berufsanfänger aus Palästina die Chance erhalten, für einige Wochen ihrer gewalterschütterten Heimat zu entfliehen und in einer Gesellschaft, in der »auf Augenhöhe« kommuniziert wird, Alternativen zu erfahren. »Wir möchten sie stark dafür machen, eine friedliche, demokratische Zukunft in ihrem Land zu schaffen, mit einer funktionierenden Infrastruktur, die die Selbstversorgung sicher stellt«, erklären Stiftungsvorstand Marita Kappler und Zonta-Mitglied Dr. Ursula Mielke.
Auch inspiriert durch die Künstlerin Karin Irshaid organisierte das Team um Kappler, Zontapräsidentin Sabine Gätjen und Prof. Dr. Helga Baumgarten innerhalb nur weniger Monate gleich drei Praktika mit der Universität in Birzeit. Und gerieten mit Ghada Mubarak an eine außergewöhnlich engagierte Botschafterin ihres Landes. Denn obwohl die Bachelor-Absolventin seit ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen mit Bomben, Ausgangssperren, stundenlangem Warten an Checkpoints und erschossenen Freunden gemacht hat, lehnt sie Hass und Gewalt ab. Bei einem Austausch in Dänemark lernte sie ebenso traumatisierte junge Israelis kennen. »Unsere Vorfahren haben sich furchtbare Dinge angetan. Es wird Zeit, dass wir diese Verhaltensmuster durchbrechen.« Die Christin möchte nicht nur von Menschen außerhalb Palästinas lernen, auch in ihrer Heimat gibt es für Jugendliche kaum Gelegenheit, sich über Ortsgrenzen hinweg zu begegnen; Freizeitangebote existieren nicht. Gemeinsam mit liberalen Muslimen und Christen hat sie daher das ehrenamtlich organisierte »Peace Freedom Youth Forum - PFF« gegründet. In diesem Kultur- und Jugendzentrum sollen junge Menschen im friedlichen Miteinander gemeinsam kreativ ihre Freizeit gestalten und voneinander lernen können.
Um weitere Praktika zu ermöglichen, ist die Stiftung auf Spenden angewiesen. Denn ein Großteil der Palästinenser hat seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen.
l Ghada Mubarak wird am 21. August, 19.30 Uhr, in der VHS Herford über ihre Erfahrungen und PFF berichten. Infos zu »Augenzeugenberichte aus Palästina und Libanon«: Tel. 05221/ 5905-0.

Artikel vom 19.08.2006