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Ein Kleeblatt soll Glück bringen

Hubertus Schmidt freut sich auf die Kür-Musik von Herbert Grönemeyer

Aachen/Borchen (WB/SuK). Sonntag ist es soweit, dann beginnen die Weltmeisterschaften der Pferdesportler in Aachen. 924 Reiter, Fahrer und Voltigierer aus 62 Nationen - von Antigua bis Venezuela - treffen sich in der Soers.
Unter ihnen auch einer aus Ostwestfalen: Hubertus Schmidt aus Borchen-Etteln gilt als einer der ganz großen Favoriten in der Dressur. Fast wäre er gar nicht dabei gewesen. Nach den Meisterschaften in Münster, der Qualifikation für Aachen, fand sich Schmidt plötzlich auf der Reservebank wieder. An seiner Stelle war Klaus Husenbeth ins Team gerückt. Zuvor als chancenlos eingeschätzt, war er dank einer starken Leistung mit seinem »Piccolino« Deutscher Meister geworden. Doch im Training zog sich »Piccolino« eine leichte Zerrung im rechten Hinterbein zu, das Aus.
Daraufhin klingelte auf dem Fleyenhof in Borchen das Telefon. »Ferdi Wassermeyer, Vorsitzender des Dressurausschusses, sagte mir, dass ich mit Wansuela suerte in Aachen reiten darf«, erzählt Schmidt, der sich riesig freute, aber auch Mitgefühl für seinen Kollegen zeigte. »Ich wollte unbedingt in Aachen reiten, hätte mich natürlich lieber direkt qualifiziert«, gibt der 46-jährige zu.
Im Team mit Nadine Capellmann, die in ihrer Heimatstadt den Einzeltitel verteidigen will, Isabell Werth und Heike Kemmer ist Schmidt der »Hahn im WM-Korb«. Seit 32 Jahren ist das deutsche Dressurteam bei der WM ungeschlagen.Schmidt ist überzeugt, dass die Deutschen ihrer Favoritenrolle beim Heimspiel gerecht werden: »Es wird aber eng, denn die Niederländer sind gut.«
Und die Aussichten auf eine Einzelmedaille? »Sollte ich meine Team-Kolleginnen hinter mir lassen können, hoffe ich auf eine einstellige Platzierung«, verrät der Ostwestfale. Obwohl er selbst bei den allerschwierigsten Lektionen noch völlig entspannt wirkt, hat er bei der WM vorsichtshalber einen Glückbringer in der Tasche: Ein vierblättriges Kleeblatt, das Geschenk eines kleinen Mädchens.
Theoretisch könnte Schmidt sogar gleich zweimal Einzel-Weltmeister werden. Zum ersten Mal werden nicht alle drei Teilprüfungen zusammengezählt, sondern es gibt schon nach dem »Special« einen »Weltmeister«. Im Special fangen alle wieder bei »Null« an. Das gilt auch für die Kür, in der die 15 besten Reiter aus dem Special starten, allerdings nur drei Starter pro Nation. Hier gibt es noch mal einen »Kür-Krönung«.
»Früher war die Regelung besser, da sind wir Reiter uns alle einig«, sagt der Olympiasieger, der bei Championaten bisher vor allem von den konstanten Leistungen seiner Wansuela suerte profitierte. Die hannoversche Fuchsstute vermag weder durch überragende Schönheit noch durch spektakuläre Gangarten zu überzeugen. Erst die feine, klassische Reitweise des Ostwestfalen brachte ihr Können voll zur Geltung. Obwohl der Unterschied zwischen Special und Kür für ihn nicht groß sei, reite er die Kür fast noch lieber, bekennt der Pferdewirtschaftsmeister. Vielleicht auch deswegen, weil die Musik von Herbert Grönemeyer ist, seinem Lieblingssänger.
Ganz viel Unterstützung bekommt Schmidt, Spitzname »Hubsi«, von Ehefrau Doris, die immer dabei ist und ihm auf dem Abreiteplatz noch letzte Korrekturen gibt. Zum großen Ereignis kommen aber auch die Kinder Inga und Nikolaus sowie Günter Teichert aus Lage. Der Besitzer von Wansuela suerte besucht sein Pferd fast täglich und hat eine ganz besondere Beziehung zu ihm. Als Pflegerin von Wansuela fährt die Australierin Rachel Wilson mit nach Aachen. »Toll ist, dass auch viele Fans von Zuhause und vom Reitverein Altenautal da sein werden«, freut sich Hubertus Schmidt. Der beliebte Reiter kann sicher sein: Die Reiterwelt inOstwestfalen drückt ihm während der WM-Tage ganz fest die Daumen.

Artikel vom 19.08.2006