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Neun Stuttgarter stützen Veh

Nun hofft der umstrittene Fußball-Lehrer endlich auf Ruhe beim VfB

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Seine Ostwestfalen-Erinnerungen waren nicht die besten. Bis jetzt. Mit einer 1:2-Niederlage in Bielefeld stieg Armin Veh im Februar als Trainer beim VfB Stuttgart ein. Mit einem 3:2-Sieg in der SchücoArena stoppten die Schwaben zunächst die Diskussion um ihren Fußball-Lehrer.

In 15 Spielen hatte der VfB mit Veh nur mickrige 16 Punkte geholt. Mehr als eine Übergangslösung stellte der ehemalige Profi für seine Kritiker auch nie dar, seitdem er vor einem halben Jahr die Nachfolge von Giovanni Trapattoni antrat. Vor einer Woche setzte es zum Liga-Start zu allem Überfluss auch noch ein 0:3 gegen den 1. FC Nürnberg, und schon wurde wieder aufs Neue über den Trainer spekuliert. Veh - oh weh?
Von wegen: Die Stuttgarter überraschten in Bielefelder mit einer engagierten Leistung, die auch den Chefcoach aufatmen ließ. »Die Mannschaft hat zusammengehalten. Da ist einer für den anderen gelaufen«, lobte er seine Spieler. Und weder die umstrittenen Feldverweise gegen Ricardo Osorio und Antonio da Silva, noch der zweifelhafte Handelfmeter oder der abermalige Bielefelder Ausgleichstreffer warfen den angeblich so verunsicherten VfB um.
Sogar die Gesetze des Fußballs verloren dieses Mal ihre Gültigkeit. »Wenn der Gegner ein zweites Mal zurückkommt und dann auch noch ein weiterer Spieler von uns gehen muss, bekommst du normalerweise den Gnadenstoß obendrein« , sagte Manager Horst Heldt, »stattdessen machen wir das Siegtor. Kompliment: Auf diese Mannschaft bin ich sehr stolz.«
Cacau war am Ende der Mann, der die Partie entschied. Das 3:2 gelang dem Brasilianer aus 32 Metern - nur wenige Augenblicke, nachdem da Silva wegen Haltens die gelb-rote Karte erhalten hatte und damit nur neun Stuttgarter übrig blieben. Zuvor war bereits der Mexikaner Osorio mit der Roten Karte wegen absichtlichen Handspiels und dem daraus ebenfalls noch resultierenden Strafstoß von Schiedsrichter Gräfe zum Sünder gemacht worden. Entsprechend geknickt schlich der WM-Teilnehmer davon. »Für mich war es kein Handspiel, kein Elfmeter und kein Platzverweis«, nahm Veh den Außenverteidiger in Schutz.
Fernsehbilder stützen die Sichtweise des VfB-Trainers, der mit vier personellen Änderungen gegenüber der Auftakt-Abfuhr deutliche Zeichen gesetzt hatte. Vor allem die Rückkehr von Abwehrchef Fernando Meira verschaffte dem Team mehr Sicherheit. Der portugiesische Kapitän hielt den VfB-Laden zusammen.
Prominentestes Opfer der Wechsel war ein deutscher Nationalspieler. Thomas Hitzlsperger durfte die Fahrt nach Bielefeld erst gar nicht antreten. »Ich habe 24 oder 25 Spieler im Aufgebot, nur 18 kann ich mitnehmen. Er war nicht dabei, ganz einfach«, begründete Veh den Verzicht auf Hitzlsperger, der gegen den »Club« noch als linker Außenposten der Viererkette agiert hatte, anschließend seine Versetzung ins Mittelfeld forderte und nun überhaupt keine Berücksichtigung fand. Auch der als Spielmacher verpflichtete Alexander Farnerud wurde nicht benötigt. Er blieb auf der Bank.
Veh ist offenbar gewillt, durchzugreifen und den VfB wieder voran zu bringen. Mit einem Heimsieg gegen Borussia Dortmund hätte er wohl endlich Ruhe, bei einem »Rückfall« könnte das Trainer-Theater wieder losgehen.

Artikel vom 21.08.2006