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Die Klinikärzte sind wieder auf Station

Tarifpartner haben sich geeinigt - Streik kostete Städtische Kliniken eine Million Euro


Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Die Tarifpartner haben sich geeinigt, der Ärztestreik ist beendet. Heute Morgen werden die Mediziner, die an den Städtischen Kliniken Bielefeld im Ausstand waren, wieder ihren Dienst antreten - ungeachtet dessen, dass ein Urnengang noch endgültig über die Annahme des Tarifvertrags bestimmen muss.
Dr. Theo Windhorst, Chefarzt an den Städtischen Kliniken und Vertreter des Marburger Bundes, der nun als Tarifpartner akzeptiert ist, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: »Ich bin wirklich froh. Ich habe den Streik so satt.« Endlich könne man wieder seiner Profession nachgehen und sich um die Patienten kümmern. Alle Stationen werden heute wieder geöffnet, das Personal, das Überstunden abgebaut hatte, wird zurückgeholt, die Sekretariate bestellen wieder Patienten ein.
Noch bevor die Nachricht von der Einigung zwischen den kommunalen Arbeitgeberverbänden und der Ärztegewerkschaft Marburger Bund die Runde gemacht hatte, hatte sich der Gesamtbetriebsrat der Städtischen Kliniken mit dem Streik und seinen Auswirkungen befasst. Deutlich wurde dabei, so Betriebsratsvorsitzender René Cranz, dass die Beschäftigten sich Sorgen machten, wie groß der wirtschaftliche Schaden durch den Streik sei und wie die Zukunft des Klinikums aussehe. Eventuell, sagte Geschäftsführer Dr. Johannes Kramer vor den etwa 250 versammelten Mitarbeitern, seien »weitreichendere Konsolidierungsmaßnahmen« nötig. Das Verhältnis zu den Ärzten sei deswegen »ein bisschen angespannt«, meinte Cranz, auch wenn man ihren Wunsch, für die eigenen Rechte einzutreten, akzeptiere.
Schon seit einigen Tagen sind in den Kliniken »Mitte« und »Rosenhöhe« wieder mehr Betten belegt. Lag der Leerstand vor Wochenfrist noch bei 370 Betten, so ist er seit Tagen auf 300 reduziert. Dennoch kalkuliert Kramer mit einem Verlust von 900 000 bis 1,2 Millionen Euro in den vergangenen beiden Wochen.
»Ob wir das wieder ausgleichen können, ist fraglich. Wir arbeiten im Normalbetrieb schon an den Grenzen und mit hoher Auslastung.« Kramer erwartet - ohne bereits Details zu kennen - durch den Tarifabschluss Mehrkosten von ein bis zwei Millionen Euro. Mit 2,5 bis drei Millionen Euro jährlich werde aber auch die Gesundheitsreform zu Buche schlagen. Dagegen werde man sich jetzt hoffentlich gemeinsam wehren.

Artikel vom 18.08.2006