17.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Späte Einsicht nicht glaubhaft

Bekenntnis dient eher als Kaufanreiz für neues Buch von Grass


Zu Günter Grass:
Erst heute gesteht Grass nach mehr als 61 Jahren, dass er nicht nur Luftwaffenhelfer, sondern als 17-jähriger Soldat bei der oft verleumdeten Eliteeinheit, der »Waffen-SS«, war, zu der sich damals viele Jugendliche freiwillig meldeten. Aus »Scham« habe er aber diese Zeit bei der SS bisher verschwiegen.
Warum hat Grass seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS so lange verschwiegen? Etwa weil er als SS-Mann auch an verurteilungswürdigen oder gar verbrecherischen Einsätzen seiner Einheit teilgenommen hat? Oder sollen seine späten Bekenntnisse als Aufreißer für den Kauf seiner neuen Autobiografie dienen?
Dabei muss man sich aber fragen, ob darin seine neuen Angaben über seine Jugend in der Nazizeit nun wirklich der Wahrheit entsprechen. Wie Günter Grass bin auch ich Jahrgang 1927, werde seine Autobiografie aber nicht kaufen.
Ich war als 16-jähriger vom 19.10.1943 bis zum 1.2.1944 beim Reichsarbeitsdienst und wurde nach meinem 17. Geburtstag am 23.2.1944 zur Deutschen Wehrmacht einberufen. Nach einer Ausbildung als Funker kam ich im August 1944 im Osten zum Fronteinsatz, wo ich dann an meinem 18. Geburtstag am 8.2.1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, aus der ich erst nach vierdreiviertel Jahren am 7.11.1949 heimkehrte.
ROBERT GEHRMANN
33154 Salzkotten/Niederntudorf

Artikel vom 17.08.2006