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Stadt übernimmt die
BAJ-Immobilie »Tor 6«

Verein soll sich auf Jugendberufshilfe konzentrieren

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Um den Verein BAJ (Berufliche Ausbildung Jugendlicher) zu stärken, will die Stadt das Management des BAJ-Gebäudes »Tor 6« übernehmen. Außerdem sollen die Qualifizierungsmaßnahmen der BAJ organisatorisch getrennt werden - hier die kommunal geförderten, dort die von der Arbeitsagentur unterstützten.

Diesen Doppelbeschluss fasste am Montag der Finanz- und Personalausschuss der REGE (Regionale Personalentwicklungsgesellschaft). Will die BAJ in den Genuss der für 2006 vorgesehenen »institutionellen Förderung« kommen (maximal 775 000 Euro), so muss sie bis zum 1. September die Weichen in die rechtliche Selbständigkeit zweier BAJ-Zweige stellen.
»Das ist kein Ultimatum, sondern lediglich ein Druck auf die BAJ, sich den veränderten Bedingungen auf dem Ausbildungsmarkt zu stellen«, sagte gestern Günter Garbrecht, Aufsichtsratsvorsitzender der REGE. Bielefelds Sozialdezernent Tim Kähler kündigte zudem an, die Stadt werde die institutionelle Förderung bis zum Jahr 2010 auf Null »abschmelzen«. Dies geschieht nach Auskunft Garbrechts, um sich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung auszusetzen - konkurrierende Anbieter in der Jugendberufshilfe könnten sich anderenfalls veranlasst sehen, den Klageweg zu beschreiten.
Weil die BAJ mit dem Management der »Tor 6«-Immobilie an der August-Bebel-Straße überlastet sei, sollen jetzt die Profis der BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) diese Aufgabe übernehmen. »Wir erhoffen uns davon eine bessere Auslastung der Räume, was die finanzielle Belastung der BAJ verringern würde«, erklärte Garbrecht.
Hintergrund dieser Maßnahmen sind die rapiden Veränderungen auf dem Ausbildungsmarkt. Wo vordem die BAJ fast konkurrenzlos Jugendliche (und Erwachsene) auf dem Weg in den Beruf begleitete, gibt es mittlerweile viele neue Institutionen mit zahlreichen bedenkenswerten Ideen. Sozialdezernent Tim Kähler kündigte gestern umfassende Gespräche mit Wirtschaftsunternehmen, Schulen und der REGE an, um alle diese Ideen auzuloten.
Dass Bielefeld das »Tor 6«-Gebäude übernimmt, verrät auch handfeste finanzielle Interessen: »Anbieter von Jugendberufshilfemaßnahmen könnten ihr Angebot im ÝTor 6Ü umsetzen - und die Stadt kassiert die Miete«, meinte Rainer Radloff, Chef von »Arbeitplus«. Eine neue Möglichkeit, »Tor 6« zu nutzen, wäre das »Talentarium«, eine praxisnahe Einführung von Schülern in konkrete Berufe.

Artikel vom 17.08.2006