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Dokumente und Kurioses
aus Zeiten des Weltkriegs

Sehenswerte Ausstellung im Heimathaus Brackwede

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Als Wolfgang Kornfeld, Mitarbeiter im Brackweder Heimathaus, den Dachboden im geerbten Haus aufräumte, fiel ihm ein wahrer Schatz in die Hände: mehr als 100 Feldpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg. Geschrieben von der Front an Brackweder Familien, und von den Angehörigen an die Kämpfer. Im Brackweder Heimathaus sind die Exponate nun zu sehen, als Teil einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg.

»Die Feldpostkarten verdeutlichen die Beziehung zwischen Front und Heimat. Die anfängliche Begeisterung machte schnell der Ernüchterung des Kriegsalltags Platz«, interpretiert Brackwedes Ortsheimatpfleger Rolf Künnemeyer die Dokumente. Militaria aus der Sammlung von Detlef Kropp - die Familie ist ebenfalls Mitglied des Heimatvereins - und Exponate aus dem Heimathaus vervollständigen die Ausstellung, die Rolf Künnemeyer in aufwendiger Kleinarbeit mit Rosemary Aufdemkampe und Wolfgang Kornfeld zusammenstellte.
Dokumentarisches wie Orden und Ehrenzeichen, Uniformteile, Ausgrabungen von den Schlachtfeldern und nach heutigen Maßstäben Kitschiges, etwa eine mit Patronenhülsen verzierte Uhr, ein »Kriegshamster« oder die »Fleißige Bertha« als Spardosen geben ein lebendiges Bild jener Zeit, als Kaiser Wilhelm als oberster Kriegsherr begeisterte. »Das änderte sich, als es Meldungen von den ersten Brackweder Gefallenen gab«, sagt Künnemeyer. »Offiziell wurde von 265 Kriegstoten aus Brackwede berichtet, aber die Dunkelziffer ist höher.«
Das Elend in den Schützengräben ist auf den Tuschzeichnungen des bekannten Brackweder Architekten Rudolf Trautmann zu sehen, dessen Nachlass das Heimathaus in den 60er Jahren übernahm. Eindrucksvolle Dokumente wie der erste Mobilmachungsbefehl vom 2. August 1914, die Maßnahmen der Stadt bei Fliegerangriffen oder die Aufforderung des Kriegsbekleidungsamtes »Spart Schuhe, geht barfuß«, die Einrichtung von Volksküchen oder die Propagandapostkarte »Hackepeter« (der Feind wird auf dieser Darstellung zerhackt) runden das Bild ebenso ab wie Fundstücke von den Schlachtfeldern oder Gläser und Porzellan mit dem Eisernen Kreuz. Nicht zu vergessen auch der Nachlass des einzigen berittenen Brackweder Ortspolizisten Bernhard Pinnekamp.
Die Ausstellung beginnt am Sonntag, 20. August, und ist bis zum 26. Oktober zu sehen, geöffnet jeweils am Dienstag und am Donnerstag von 17 bis 19 Uhr.

Artikel vom 17.08.2006