19.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die patenten Kapitäne

Acht Ausländer führen deutsche Mannschaften an

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Premiere in Bielefeld. Fernando Meira darf am Sonntag zum ersten Mal seine Mannschaft auf den Rasen führen. Der Portugiese ist neuer Kapitän beim VfB Stuttgart.
Neuer VfB-Kapitän: Der Portugiese Meira.

Verdient hat sich der Abwehrspieler diese Beförderung durch starke WM-Auftritte. Vor einer Woche, beim 0:3-Fehlstart gegen Nürnberg, da fehlte er noch wegen einer Oberschenkelverletzung. Jetzt ist Meira wieder fit und wird seinem Arminia-Kollegen Mathias Hain die Hand schütteln.
Premiere auch in Aachen. Da steigt an diesem Samstag nach 36 endlos langen Jahren endlich wieder eine erstklassige Partie. Der Mann, der als erster Alemanne einläuft, er kommt aus Ostwestfalen. Reiner Plaßhenrich kickte in der Region schon für BSV Hövelriege-Liemke, FC Stukenbrock, SC Verl und den SC Paderborn.
Seit 2004 spielt der 29-Jährige in der Grenzstadt, immer im Schlepptau des Trainers. Denn Dieter Hecking, auch ein Profi mit ostwestfälischer Vergangenheit (Torjäger beim damaligen 1. FC Paderborn), er nahm ihn vom VfB Lübeck mit nach Aachen. Plaßhenrich ist trotz der 0:3-Lehrstunde in Leverkusen optimistisch: »Jetzt spielen wir vor eigenem Publikum. Die Atmosphäre am Tivoli wird uns puschen.«
Der Alemanne tauscht vorher mit einem Spieler die Wimpel, der ebenfalls neu in Amt und Würden ist. Marcelo Bordon soll länger als nur ein Jahr den Kapitän beim FC Schalke 04 spielen. Denn hier gab es auf diesem Posten zuletzt eine starke Fluktuation. Eine Saison Frank Rost, nächste Serie Ebbe Sand. Jetzt rückt der Brasilianer auf, der übrigens von den Kollegen gewählt worden ist.
In vielen Vereinen läuft das anders. Da sucht sich der Trainer seinen Platz-Chef selbst aus. Marsch, marsch, du gehst jetzt voran: Kapitäns-Patent per Befehl. »In dieser Rolle brauche ich einen Mann, dem ich absolut vertraue«, begründete zum Beispiel Falko Götz die Entscheidung.
In seinem Verein, der Berliner Hertha, ist der Spielführer ebenfalls ein Ostwestfale: Arne Friedrich, der aus Bad Oeynhausen stammt, und über die Station Arminia Bielefeld 2002 in die Hauptstadt wechselte.
Einer von zehn Profis mit einem heimischen Pass, die sich Kapitän nennen dürfen. Aber bei immerhin acht Vereinen sind Legionäre die Anführer. In Schalke, Stuttgart, Mönchengladbach, Hannover, Cottbus, Wolfsburg, Bochum und Hamburg. Eine Personal-Wahl, die zum Trend passt. Denn die meisten Klubs setzen ja vorzugsweise auf ausländische Angestellte.
Auffällig oft ist aber auch die Nummer 1 die Nummer 1. Kahn, Hain, Wache, Schäfer und Keller: Diese fünf Torwarte stehen zwar auf dem Spielplatz hinten, aber auf der Kommando-Brücke ganz vorn.

Artikel vom 19.08.2006