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Die Wildvögel sind
nicht das Problem

Vogelgrippe: Zuchtgeflügel löst Seuche aus


Zum Thema »Vogelgrippe«:
Vogelgrippe - was ist das? Eine fast immer tödlch verlaufende Infektion bei Vögeln. Ausbreitung: Wildvögel durch Vogelzug. Opfer: hauptsächlich Schwäne und Enten, aber auch Beutegreifer wie Katzen. Zeitpunkt der meisten Opferfälle (bisher): Spätwinter/Frühfrühjahr 2006 im Bereich Rügen. Wichtigste zitierte Quelle: Friedrich-Loeffler-Institut.
Doch halt, da kann doch etwas nicht so ganz stimmen. Weshalb eigentlich traten die meisten Opfer im Spätwinter bzw. Frühjahr im Bereich Rügen auf und nicht wie erwartet während der Vogelzugzeit, die bekanntlich erst deutlich später beginnt? Zweites Problem: Weshalb handelt es sich bei der wichtigsten zitierten Quelle um das Friedrich-Loeffler-Institut? In Bezug auf die Krankheit mag das verständlich erscheinen, verlässliche Aussagen zum Theam Zugvögel sind von dort aber nicht zu erwarten.
Denn: Das Friedrich-Loeffler-Institut beschäftigt sich mit Krankheiten (z.B. ausgelöst durch Bakterien oder Viren) und eben nicht (!) mit Freilandforschung und schon gar nicht mit dem Vogelzug. Mit Verlaub: Das wäre etwa so, als hätte Frau Merkel vor der WM die Aufstellung der deutschen Mannschaft bestimmtÉ
Die meisten Freilandforscher, die sich mit Vogelkunde beschäftigen, sind schon lange darin einig, dass die Quelle der Vogelgrippe nicht Wildvögel sind, sondern Zuchtgeflügel bzw. gehaltenes Geflügel selbst. Denn unkontrollierter Transport von Zuchtgeflügel und Ausbringung von Geflügelkot auf Felder und Wiesen kontaminieren Wildgeflügel und nicht umgekehrt. Alle bisher aufgenommenen Fakten passen in diese Überlegungen. Egal, ob es sich um die vielen Opfer auf Rügen handelt oder um die Opfer am Bodensee.
Merkwürdigerweise war ja ein unweit des ersten Fundortes auf Rügen ansässiger Geflügelzüchter sofort und ohne Probleme bereit, seinen gesamten Bestand keulen zu lassen. Ein Schelm, der hier keinen Zusammenhang sieht - auch Geflügelzüchter auf Rügen müssen ihren Geflügelkot loswerden, und was liegt da näher, als ihn als Dünger auf eigenen oder ortsnahen Feldern zu verwenden?
Vielen Bundespolitikern sind diese Fakten längst bekannt, aber offenbar allein aus wirtschaftlichem Interesse wird immer noch so getan, als wären allein Wildvögel das Problem.
PS.: Auch bei den jüngsten Opfern im Dresdener Zoo handelte es sich übrigens nicht um Wildvögel!
JÖRG HADASCH
32602 Vlotho

Artikel vom 17.08.2006