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Indianer beliebter
als Plastiksoldaten

Ein Jahr lang firmierte Revell am Teuto

Bielefeld (WB/mzh). Als die Idee, ein Auto maßstabsgetreu aus Plastikteilen zusammenzusetzen, aus den USA über den Atlantik kam, begann der Siegeszug von Revell in Deutschland. Und wo ging's los? Natürlich in Bielefeld.

Heute mag es manchem Modellbaufreund merkwürdig vorkommen, aber der Einzug der amerikanischen Firma in old Germany war der lokalen Presse vor 50 Jahren keine Erwähnung wert. Am 15. August 1956 jedenfalls ließ sich die Revell Plastics GmbH an der Detmolder Straße nieder, und zwar im Haus Nummer 4. Laut Adressbuch von 1957 war dies das Haus an der Ecke Kreuzstraße/Spiegelstraße, heutige Anschrift: Kreuzstraße 1.
»Kunststoffe beherrschen immer mehr den Spielzeugmarkt«, stellte das WESTFALEN-BLATT am 30. November 1957 fest. Bei Revell, dem Spielzeugimport und -großhandel amerikanischer Prägung, hatte man also die Zeichen der Zeit erkannt, auch wenn die Firma damals den Wunsch nach Indianerfiguren - damals beliebter als Soldaten! -Ê noch nicht befriedigen konnte.
»Panzer allerdings werden in jeder Größe verlangt«, hieß es in unserer Zeitung über das Weihnachtsgeschäft. Und mit Militaria schaffte Revell, wo man zuerst auf Modelle ziviler Autos gesetzt hatte, schließlich den Durchbruch. Das Schlachtschiff »Bismarck« ist bis heute ein Renner, wenn auch die »Titanic« unangefochten an der Spitze rangiert.
Aber egal, ob die Schiffsmodelle nun mit Kanonen drohten oder (zu wenige) Rettungsboote an Bord hatten: Das erwachsene Bielefeld nahm seine pädagogischen Pflichten ernst. Im Juni 1956, Revell war noch gar nicht am Teuto gelandet, fand eine große Schau von Kinderspielsachen im damaligen Jugendheim am Niedermühlenkamp statt.
Lapidar vermerkt die Revell-Chronik, die Firma sei bereits nach einem Jahr nach Bünde übersiedelt. Warum, darüber schweigen sich die Zeitungen wiederum aus. Wer allerdings im Stadtarchiv in alten Artikeln (»Westermann-Bände«) blättert, liest dort so manche Klage über Unternehmen, die in kleinere Orte umzogen . . . Wirtschaft

Artikel vom 17.08.2006