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»Momo« muss
vor Gericht

In Münster: Bläker klagt Camara an

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Ein Jahr danach hat Mohammed Camaras Foul an Frank Bläker ein juristisches Nachspiel. Der Emsdettener, der am 7. August 2005 beim 2:1-Heimsieg des SV Emsdetten 05 über den DSC Arminia II mit einer Schädelfraktur ins Krankenhaus eingeliefert wurde, musste seine aktive Karriere aufgrund der erlittenen Verletzung beenden und hat einen Zivilprozess gegen den früheren Arminen angestrengt. Bläker klagt Schmerzensgeld ein.

Verhandlung ist am kommenden Montag um 11 Uhr vor dem Landgericht Münster. Camara wird vertreten durch den Frankfurter Rechtsanwalt Horst Kletke.
Der 24-jährige Gambier sah nach seinem groben Foul in der 70. Minute von Schiedsrichter Matthias Ucka die Rote Karte und war anschließend in die Mühlen der Verbandsgerichtsbarkeit geraten, die eine Absicht erkannt haben wollte. Am 20. August 2005 sperrte die Spruchkammer unter der Leitung Horst Buchterkirches (»In meinen 30 Jahren in der Sportgerichtsbarkeit habe ich noch nie über so ein Foul verhandeln müssen«) den DSC-er für ein halbes Jahr. Die Revision war indes erfolgreich; der DFB hob das Urteil später wegen eines Rechtsfehlers auf. Nun sollen die Vorfälle des Oberligaspiels am Montag in Münster neu aufgerollt werden.
»Ich möchte klargestellt wissen, was damals genau passiert ist«, sagt Frank Bläker, der ohnmächtig auf dem Rasen gelegen und »nichts mitbekommen« hatte. »Ich habe mir inzwischen von vielen Leuten schildern lassen, wie sie das Foul gesehen haben. Für mich stellt es sich so dar, dass es kein normaler Zweikampf war und über die kämpferische Härte in einem Fußballspiel hinaus gegangen ist«.
Der 31-jährige Student, der vor seiner Emsdettener Zeit unter anderem 39 Zweitligaeinsätze für die SG Wattenscheid 09 verzeichnete, ist seit Jahresbeginn Co-Trainer im Salvus-Stadion (»Ich habe viel zu viel Angst, um nochmal zu spielen«) und immer noch krank geschrieben. »Im Oktober wird in der Uniklinik ein weiteres Gutachten erstellt«, so Bläker, dem eine Titanplatte eingearbeitet worden ist. Er befürchtet Spätschäden. »Mein Schädel steht ex-trem unter Spannung. Es ist keineswegs gewährleistet, dass die Fraktur wieder zuwächst«.
Arminias Jugendleiter Peter Krobbach, damals Augenzeuge, steht nach wie vor zu Camara, der aktuell im Rheinland auf Vereinssuche ist. »Meine Einstellung hat sich nicht geändert. Momo ist kein vorsätzlicher Täter, er hat eine Verletzung seines Gegners nicht billigend in Kauf genommen«. Vielmehr prangert Krobbach die »unfaire Kiste« des SV Emsdetten 05 an, der »Vorsatz unterstellt« und »daraus Kapital schlagen will«.
Entscheidend in dem Streit sei, dass es sich »eindeutig um ein Kopfballduell« gehandelt habe. Unglücklicherweise erwischte Camara den Gegenspieler im Sprung mit der Stirn an der Schläfe, was zu der Schwere der Verletzung führte. »Ein Foul, ja. Bedauerlich, ja. Aber ein vorsätzlicher Täter Ñ nein!« Peter Krobbach hofft, dass Horst Kletke seinen Mandanten rein waschen kann. »Kommt die Gegenseite durch und wird Momo verurteilt, ist er vorbestraft«.

Artikel vom 17.08.2006