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Newt Gingrich

»Wie sollte amerikanische Schwäche die Kräfte der Zivilisation stärken?«

Leitartikel
Israels brisante Lage

Alles Böse
kommt von
Norden


Von Andreas Schnadwinkel
In brisanten geostrategischen Fällen wie dem Nahost-Konflikt kann ein Blick auf die Landkarte für Erhellung sorgen. Denn bei Licht besehen geht es den Gegnern Israels um nichts anderes, als den kleinen jüdischen Staat zu umzingeln und zu zerstören. Nach Süden und Osten gelten die Grenzen noch als sicher.
Mit Ägypten und Jordanien hat Israel Friedensverträge geschlossen, die beiden moderaten arabischen Länder erkennen Israel völkerrechtlich an - und werden dafür aus dem Haushalt der US-Regierung finanziell belohnt und materiell unterstützt. Von Norden wird Israel nicht mehr nur provoziert, sondern angegriffen.
Seitdem die von Syrien und Iran protegierte schiitische Hisbollah den politisch instabilen Libanon für ihre Zwecke annektiert hat, nämlich für den grenznahen Kampf gegen die Juden, findet zwischen Beirut, Baalbek und Tyrus ein Stellvertreterkrieg auf fremdem Boden statt. Dort machen islamo-faschistische Milizen und israelisches Militär - unabhängig vom momentanen Waffenstillstand betrachtet - im Kleinen vor, was der Welt im schlimmsten Fall drohen könnte: ein Krieg zwischen dem Iran und Amerika, zwischen dem Islam und der westlichen Welt.
Während sich die globalen Machtverhältnisse rasant zugunsten der rohstoff- und bevölkerungsreichen Länder verschieben und geostrategische Überlegungen die Zukunft von Völkern bestimmen werden, träumt Deutschland weiter den Traum vom ewigen Frieden. Was muss passieren, dass wir uns endlich von der weltpolitisch hochgefährlichen Lage angesprochen fühlen?
Dass uns die Anschläge des 11. September 2001 nicht lange tangierten und die Bedrohung in London als innerbritisches, weil postkoloniales Problem angesehen wird, zeigt einmal mehr, wie realitätsfern viele Medien und die Politik in Berlin arbeiten. Muss Deutschland erst Ziel eines islamistischen Terrorangriffs werden, damit Entscheidungsträger und Meinungsmacher aufwachen?
Im Gazastreifen frohlockt der palästinensische Kultusminister Abu al Sabach, dass Israel nun doch von der »Landkarte ausradiert« werden könne - aber die EU denkt ernsthaft über Geldmittel für die Hamas nach, um ihren Einfluss auf die Palästinenser nicht zu verlieren. In der »Süddeutschen Zeitung« lässt sich der mögliche republikanische Kandidat für die US-Präsidentschaftswahl 2008, Newt Gingrich, mit der Schlagzeile »Der Dritte Weltkrieg zieht herauf« zitieren, und in Berlin überlegen (!) CDU und SPD, Sympathiebekundungen für Hisbollah, El Kaida und Hamas möglicherweise unter Strafe zu stellen. Stattdessen hält sich unsere politische Führung mit der Ausgestaltung des sinnlosen Antidiskriminierungsgesetzes auf.
Immerhin setzte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ein Zeichen und sagte den Besuch in Syrien wegen Präsident Assads anti-israelischer Rede kurzfristig ab. Israel wird Heiliges Land genannt. Israel sollte Deutschland heilig sein.

Artikel vom 17.08.2006