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Der Nationenpreis ist »Pflicht«

Doping-Proben vor der Reiter-WM - Pikeur kleidet Teilnehmer wieder ein

Warendorf/Herford (WB/dpa). Das deutsche Team will bei den Pferdesport-Weltmeisterschaften im eigenen Land für goldenen Glanz sorgen. »Normalerweise müssen wir ganz vorne sein«, sagte Delegationsleiter Reinhard Wendt zur Nationen-Wertung in Aachen.

Fünf Tage vor Beginn der Titelkämpfe mit insgesamt 15 Entscheidungen demonstrierten auch die Teilnehmer aller sieben Disziplinen Selbstbewusstsein und rechnen sich Medaillen-Chancen aus. Um nachträgliche Probleme zu verhindern, werden von allen Pferden im Vorfeld Doping-Proben genommen.
So kurz wie möglich vor den einzelnen Wettbewerben würden Proben ins Kölner Doping-Labor geschickt, berichtete Wendt. »Wir haben bei Olympia in Athen Erfahrungen gemacht, und die waren schlecht«, sagte der Delegationsleiter und verwies auf die verlorene Goldmedaille der Springreiter nach der positiven Medikations-Kontrolle bei Ludger Beerbaums Pferd Goldfever. Seitdem werden vor allen internationalen Championaten die Pferde der deutschen Teilnehmer kontrolliert. »Das dauert vier Tage«, sagte Wendt.
Untersucht werden nur die 59 Pferde, nicht die 44 Sportler. »Wir haben in unserem Sport die Besonderheit, dass es bei den Pferden keine Grenzwerte gibt«, erklärte Wendt. Dies sei bei Menschen anders. »Man weiß nicht sicher, wie lange nach einer normalen Behandlung noch Reste im Körper sind.« Es gebe »nur Anhaltswerte«, wie lange bei Pferden der Abbau der Substanzen dauere, die zwar völlig legal, aber im Wettkampf verboten sind.
Der deutsche Verband (FN) wolle jegliches Risiko ausschließen, argumentierte Wendt. Die WM-Starter seien jedoch für sich selbst verantwortlich, daher gebe es auf Grund der Besonderheit des Pferdesports nur die Kontrollen bei den Tieren. Alle Sportler seien lange vor der WM noch einmal auf die Doping-Problematik hingewiesen worden. »Für viele Aktive war das Neuland«, sagte Wendt.
Vor vier Jahren im spanischen Jerez de la Frontera hatte die deutsche Delegation die Nationen-Wertung knapp vor den Franzosen gewonnen. Vier Titel sowie zwei zweite und drei dritte Plätze wies die Statistik nach damals 14 Wettbewerben aus - trotz einiger Enttäuschungen vor allem bei den Spring- und Vielseitigkeitsreitern. »Alle Pferde sind super drauf«, berichtete Wendt, »aber sie können sich an einer Ecke stoßen - und schon ist es vorbei.«
Bei den Springreitern ist Doppel-Europameister Marco Kutscher noch ein Wackelkandidat. Die Entscheidung über seinen Einsatz fällt am Samstag. »Da gibt es eine letzte Untersuchung«, sagte Kollege Ludger Beerbaum. Der 31-jährige Kutscher hatte sich vor zehn Tagen in Balve eine Adduktoren-Verletzung zugezogen. Letzter Termin zur WM-Nennung der Springeiter, die erst in der zweiten Woche zum Einsatz kommen, ist der kommende Dienstag.
Wie schon seit Jahrzehnten tragen die deutschen Teilnehmer bei den Titelkämpfen Kleidung, die aus Ostwestfalen kommt. Der Modehersteller »Pikeur«, der zur Herforder F.W. Brinkmann-Gruppe gehört, bietet erstmals ein Gesamtpaket an, das jetzt in Warendorf vorgestellt wurde.
Neben den Reiter-Uniformen liefert das Unternehmen auch Gesellschaftskleidung für öffentliche Auftritte: bis hin zu Blusen und Kostüme für die Damen, Sakkos und Krawatten für die Herren.

Artikel vom 16.08.2006