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Planet der WunderARD zeigt neueste Naturfilm-Reihe des BBC-Spezialisten Alastair Fothergill
Gibt's eigentlich noch etwas zu entdecken auf Erden? »Im Prinzip ja«, würde Radio Eriwan antworten, »aber es kommt auf den Standpunkt an.«
Gut also, dass Radio Eriwan mit dem bekannt-diffusen Blick aufs Ganze keine Fernseh-Abteilung hat. Sonst wäre die Reihe »planet erde«, von diesem Montag an zu sehen, wohl ein Vorhaben der Sorte »im Prinzip ja« geblieben. Schließlich gehört zur Realisierung eines globalen Filmprojektes in Sachen Naturwunder eine gewisse planerische Kompetenz. Und auch ein finanzielles Pölsterchen sollte vorhanden sein.
Um zu verdeutlichen, worum es geht: 40 erstklassige Kameraleute verbrachten binnen fünf Jahren 2000 Drehtage damit, an 200 phantastischen Orten dieser Erde Tier- und Naturereignisse zu filmen, die es bislang so nicht zu sehen gab. Dafür stiegen sie in 500 Meter tiefe Höhlen hinab und zu den Gipfeln des Himalaya empor. Dazu näherten sie sich auf wenige Meter einem Schwarm von Amazonas-Piranhas bei einer Fressorgie. Und hielten mit einem neu entwickelten Kamerasystem die Wanderung von Millionen Karibus durch die Arktis fest. 10 000 Stunden Filmmaterial entstanden dabei - die ersten 3.45 sind von jetzt an jeweils montags (21 Uhr), auf fünf 45-minütige Beiträge unterteilt, im Ersten zu sehen.
Um dieses weltweite Vorhaben zu stemmen, holte der unter anderem für seine Reihe »Unser blauer Planet« mehrfach ausgezeichnete BBC-Naturfilmproduzent und -regisseur Alastair Fothergill (46) auch weltweit Fernsehsender als Mitproduzenten ins Boot - neben dem britischen solche aus den USA, Japan, Kanada - und aus Deutschland WDR und Bayerischen Rundfunk für die ARD. »Die Filme sprengen alle bisherigen Grenzen der Naturdokumentation«, sagt ARD-Öffentlichkeitsarbeiter Bernhard Möllmann in München, »sie zeigen unsere Welt, wie sie nie zuvor zu sehen war.«
Für jeden der fünf Beiträge war ein anderer Naturfilm-Regisseur verantwortlich - aber die deutsche Stimme gab allen Schauspieler Claus Wilcke, vielen aus den 70er-Jahren noch als »Percy Stuart« bekannt. Als Sprecher führt er die Zuschauer in der ersten Folge »Von Pol zu Pol«, in der unter anderem das alles Leben bestimmende Phänomen der Jahreszeiten beschrieben wird.
Rund um die Erde wandern in ihrem Rhythmus Abermillionen Tiere zu den Nahrungs- und Jagdgründen - ob sie fliegen, an die Erde oder ans Wasser gebunden sind. Die wichtigsten Einflüsse, die auf das Leben auf der Erde einwirken, werden in dieser ersten Folge erklärt.
In den folgenden Wochen geht's dann mit »Bergwelten«, »Wasserwelten«, »Wüstenwelten« und »Höhlenwelten« ins Detail. Die Kamera steigt ab in die Höhle Sotano de las Golondrinas (Keller der Schwalben) in Mexiko - das Empire State Building könnte darin verschwinden: 400 Meter tief ist der senkrechte Schacht, den kaum jemand kennt. Wie ernährt sich der Schneeleopard, der »höchste« Landjäger? In den Bergen Pakistans gelangen einem Team einzigartige Bilder dieser großen Katze. Die Wüste ist tot? Irrtum! Hier finden sich einige der seltensten Tiere der Welt - die wilden Baktrischen Kamele etwa. In der eiskalten Gobi überleben sie weil sie ihren »Tank« mit dem wenigen Schnee füllen, der dort fällt.
An sechs weiteren Folgen von »planet erde« wird übrigens bereits gearbeitet. Sie sollen spätestens Anfang 2007 sendefertig sein. Ebenen und Wälder, Dschungel und Polarregion, Tiefsee und Flachmeere werden dann die Themen sein.
Ingo Steinsdörfer

Artikel vom 02.09.2006