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Löw hat nur einen Test frei

Nach der Partie gegen Schweden geht es mit der Qualifikation weiter

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Gelsenkirchen (WB). Für dieses eine Mal darf man getrost noch einmal nostalgisch sein. Das Fußball-Länderspiel gegen Schweden findet heute (20.45 Uhr/ARD) auch deshalb außerhalb der Wertung stand, weil sich das Wiedersehen zweier WM-Teilnehmer eigentlich sowieso nur zum Erinnern eignet.

Wie wunderbar war die WM und eben auch dieses Achtelfinale gegen Schweden, das die Deutschen in München in nullkommanichts mit 2:0 entschieden hatten. Ihre WM-Geschichte führte den Spielern in dieser Woche der hauseigene Regisseur Sönke Wortmann vor, der immer ganz dicht dran war und seinen Film schon im Oktober in die Kinos bringen wird.
Bis dahin hat es schon mehr darüber zu erfahren gegeben, wie es denn nach den tollen Turnier-Tagen weiter gegangen ist mit dem WM-Dritten. Dabei kommt der Revanche gegen die seither umgekrempelten und ohne ihre Stürmerstars Ibrahimovic, Larsson und Ljungberg antretenden Skandinavier noch die geringste Bedeutung zu, anschließend startet jedoch die EM-Qualifikation. Die ist vermutlich nicht zum Lachen.
Angesichts der hier zu bewältigenden Aufgaben wie gegen Irland am 2. September in Stuttgart hat der neue Bundestrainer schon das Aufkrempeln der Trikotärmel für angemessen erachtet: »Wir müssen uns wieder darauf einstellen, knochenharte Arbeit zu verrichten.« Dazu passt, sich schon auf Schweden in der Sportschule Kaiserau vorzubereiten - modernisiert und aufgepeppt zwar, aber nicht nobel.
Für Joachim Löw wird der Beginn der Chefcoach-Zeit beim DFB fast zu einem Kaltstart. Er hat nur den einen Testlauf frei, danach fängt der Ernstfall an. Aber die Herausforderung nimmt er an, ein klares Ziel formulierte er auch bereits. Wenn Vorgänger Klinsmann Weltmeister werden wollte, kann der Nachfolger ja wohl schlecht erklären, weniger als den EM-Titel anzustreben. Den Übergang von einem Turnier zum nächsten möchte der 46-jährige Löw fließend gestalten. So, dass irgendwie niemand merkt, dass die Weltmeisterschaft Schnee von gestern ist. Es wird weiter nach vorn gespielt, gepaart mit höherer Effizienz und einem kräftigen Schuss Abgezocktheit - das sind die Vorstellungen des Bundestrainers.
Personell gibt es nicht viel zu ändern, wenngleich die Ausfälle von Michael Ballack, Christoph Metzelder, Per Mertesacker, Sebastian Kehl und Robert Huth sowie der Rücktritt von Oliver Kahn das Einberufen des kompletten WM-Aufgebots verhinderten. Dafür sind mit dem Mainzer Manuel Friedrich und dem Berliner Malik Fathi zwei Neulinge dabei. Löw hat eine etwas längere Liste mit Namen zusammengestellt, die schon bald für die DFB-Auswahl interessant werden könnten.
Heute geht es darum, sich nicht den Einstand vermasseln zu lassen. »Wir sind den Fans schon schuldig, eine anständige Leistung abzuliefern. Wir wollen die WM bestätigen«, sagt Löw. Seine Leute bewegten sich am ersten Liga-Spieltag auf dem Formbarometer von gut bis mangelhaft. Der Auftakt der Länderspielsaison kommt zeitig, von größerer Aussagekraft ist er auch nicht. Vielleicht gelingt es der deutschen Mannschaft trotzdem, noch einmal etwas WM-Magie herbeizuzaubern.

Artikel vom 16.08.2006