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Zwei Trainer bekamen es schon Wochen vor dem ersten Bundesliga-Anstoß von ihrem Arbeitgeber schriftlich. Ein Vertrauensbeweis mit vier Ziffern. Die Verträge von Felix Magath und Friedhelm Funkel wurden vorzeitig bis 2008 verlängert.

Bayern-Ruhe

Die Münchner Masche, sie ist ziemlich durchsichtig gestrickt. Der neue Kontrakt für Magath soll Ruhe in den Meister-Laden bringen. Ein Signal an Spieler und Medien. Kritik zwecklos, wir stehen hinter unserem Coach.
Dabei sah das vor ein paar Monaten, nach dem Saison-Abpfiff, noch ein bisschen anders aus. Sicher, sie hatten wieder Liga-Titel und Pokal eingefahren, die erfolgsverwöhnten Bayern. Aber das reichte dem Vorstands-Vorsitzenden nicht. Karl-Heinz Rummenigge will noch mehr. Die Trophäe in der Champions League sollte es schon mal wieder sein.
Aber inzwischen reden die Ober-Bayern nicht mehr von der Pflicht, die »Königsklasse« im Mai 2007 unbedingt gewinnen zu müssen. Einsicht oder neue Bescheidenheit? In jedem Fall wird der Trainer von der reduzierten Zielsetzung erst einmal profitieren. Also: Trainer Magath darf ungestört arbeiten. Vorerst.

Eintracht-Kurs

Eine Vertragsverlängerung ist selbstverständlich kein Garantieschein - aber sie hat bei der Frankfurter Eintracht doch noch einen höheren Stellenwert. Eingetragenes Ablaufdatum: 30. Juni 2008. Und Vorstandschef Heribert Bruchhagen kann sich durchaus vorstellen, dass der Trainer danach weiter Funkel heißen wird.
Dieser Fußball-Lehrer scheint genau der richtige Mann zu sein, um den Kurs zu steuern, auf dem das Frankfurter Fußball-Schiff durch die Bundesliga segeln will. »Kapitän« Funkel setzt dabei die Vorstands-Forderung um. Vorzugsweise deutsche Spieler holt er an Bord. Und wenn es eben geht, sollen das auch noch Talente aus dem Hessenland sein.
Eine mutige Marschroute. Genau gegen die Richtung der meisten Konkurrenten, die immer noch zu oft kickende Kräfte mit fremden Pässen nominieren. Wie zuletzt die Schalker. Da standen mit Frank Rost und Kevin Kuranyi beim Anpfiff nur zwei Deutsche in der Mannschaft. Rivale Frankfurt stellte dagegen mit Ioannis Amanatidis und Aleksandr Vasoski lediglich zwei Legionäre auf. Der Endstand ist bekannt. 1:1.

Bewährungs-Spiele

Vertrauens-Vorschuss für Magath und Funkel, Bewährungszeit für Armin Veh und Mirko Slomka. Die beiden Herren »spielten« in der vergangenen Saison lange Zeit den Platzhalter. Die »richtigen« Trainer wurden beim VfB Stuttgart nach dem Sturz von Giovanni Trapattoni und beim FC Schalke 04 nach der vorzeitigen Trennung von Ralf Rangnick monatelang gesucht - aber nicht gefunden.
Die Übergangslösungen sind deshalb immer noch da. Aber wie lange? Veh kann sich nach dem 0:3-Fehlstart gegen den 1. FC Nürnberg nicht mehr so ganz viele Niederlagen erlauben, sonst ist er weg. Die 90 Minuten von Bielefeld werden für diesen Coach in Runde zwei schon zum ersten »Endspiel«.
Kollege Slomka hat bei den »Königsblauen« ein bisschen mehr Kredit. Noch. Aber auch hier können sie Bilanzen lesen. Dieser Trainer feierte in den letzten zehn Liga-Partien mit seiner Mannschaft nur zwei Siege. Da muss mehr kommen - sonst darf er bald gehen, der Herr Slomka.
Klaus Lükewille

Artikel vom 19.08.2006