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»Nehmt Angie ernst«: Pro
Grün setzt auf Kanzlerin

Gegen Uni-Erweiterung mittels Landschaftsverbrauch

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Die Pläne der Stadt Bielefeld, die Universität auf einer zirka 30 Hektar großen Freifläche an der »Langen Lage« zu erweitern, stehen im krassen Gegensatz zum Vorhaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Flächenverbrauch in Deutschland von 100 auf 30 Hektar pro Tag einzudämmen. Hierauf hat der Umweltschutzverein »Pro Grün« gestern hingewiesen.

»Nehmt Angie ernst«, appelliert der Vorsitzende Michael Blaschke vor allem an die Mitglieder des Hauptausschusses, die sich am morgigen Mittwoch mit dem Thema beschäftigen werden. Niemand sei dagegen, dass die Uni expandiere. Der Ausbau könne indes ohne Probleme am jetzigen Standort erfolgen, indem man zum Beispiel die vorhandenen Parkplätze im Norden unter die Erde verlege. Möglich sei auch eine bauliche Erweiterung Richtung Süden (Morgenbreede/Werther Straße) sowie in Richtung Wellensiek. Denn, so Blaschke: »Wir brauchen eine Hochschule der kurzen Wege!«
Ziehe die Stadt ihr Vorhaben durch und bebaue die vom Land angekauften und zurzeit noch verpachteten Ackerflächen in Dornberg, sei die Erschließung derart aufwändig, dass weitere Baugebiete die Folge sein werden, meinte Martin Enderle. Aber: »Stadtentwicklung findet in Bielefeld nicht mehr statt«, so der Ex-Umweltdezernent der Stadt. Deshalb orientiere man sich an dem, was man habe, auch wenn es veraltet sei und sich diametral gegen Naturschutzinteressen und Belange von Anwohnern richte.
Das Stadtentwicklungskonzept, das noch auf Expansion setzt und nach Ansicht von »Pro Grün« wegen des zu erwartenden Bevölkerungsrückgangs längst hätte überarbeitet werden müssen, stammt aus dem Jahre 1992. Und es ist mit einem Namen verbunden: Florian Mausbach. Bielefelds ehemaliger Baudezernent ist heute Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und damit vielleicht ursächlich für die Kanzlerinnen-Initiative, hat seinerzeit aber auch die Uni-Erweiterung propagiert.
»Pro Grün« ruft die Anlieger vom Hof Hallau, der Holbein-, Cranach-, Schloßhof-, Dürer- und Schongauer Straße auf, sich gegen die Beeinträchtigung ihrer Wohngebiete durch noch mehr Verkehr zu wehren.
»Die Fachhochschule könnte sich ohnehin auf den Standort Am Stadtholz konzentrieren«, so Pro-Grün-Geschäftsführerin Regine Schürer. Reiche das nicht aus, böte auch die Brachfläche an der Ernst-Rein-Straße gegenüber den Stadtwerken beste Infrastrukturanbindungen.

Artikel vom 15.08.2006