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Gerümpelstilzchen
hebt einen Schatz

Neues Stück des »Trotz-alledem-Theaters«

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Du plapperst ja bloß irgendwelche Wörter. Wörter! Das ist es! Wir verkaufen Wörter!« Von einer ungewöhnlichen Geschäftsidee handelt das neue Stück des »Trotz-alledem-Theaters«.

Zur Premiere am 24. August (ausverkauft) liegt Gerümpelstilzchen auf der Straße und macht Geräusche auf seinem Akkordeon. Da kommt, in Schlips und Kragen und mit der unvermeidlichen Aktentasche unterm Arm, Albert des Weges und will wissen, was Gerümpelstilzchen inmitten seines Krempels so treibt. Antwort: Es langweilt sich. Weil aber Langeweile auf Dauer niemanden befriedigt, keimt alsbald die Idee mit dem Verkaufsstand für Wörter. Und am Ende hebt das ungleiche Duo gar einen Schatz . . .
»Ein Wort ist ein Wort«, ein Stück des dänischen Autors Michael Ramløse, wird nicht nur am 24./25. August im »TAT« an der Feilenstraße 4 aufgeführt, sondern auch am 7. und 9. November, am 14. und 16. November (jeweils um 9.15 und 11 Uhr) und soll der Renner des nächsten Jahres werden, hofft »TAT«-Managerin Catharina Schütte. Zu den Novemberterminen können sich noch Kindergartengruppen, Vor- und Grundschulklassen anmelden. »Wir spielen auch in den Schulen und Kindergärten.«
Die phantasievolle Geschichte spielt mit den Möglichkeiten der Kommunikation. »Spracherwerb ist ja ein wichtiges Thema«, sagt Regisseurin Michaela Sauerwald vom »TAT«. »Außerdem transportiert Sprache die Beziehungen der Menschen untereinander, sie drückt den Grad der Wertschätzung aus und zeigt, ob wir uns auf den Anderen einlassen.«
Wer redet, versteht, dass sein Gegenüber interessant sein kann, auch wenn es anfangs fremd anmutet - das merken auch der hyperkorrekte Albert und das flippige Gerümpelstilzchen. Versteht das junge Publikum die Botschaft? »Nach unseren Probevorstellungen haben die Kinder gesagt, es gehe um Liebe und Freundschaft«, erzählt Michaela Sauerwald. Und das ist so verkehrt ja nicht.
Ganz neu beim »TAT«, zunächst einmal als Gast, ist die 28-jährige Paderbornerin Christina Seck, die während der Proben selbst die Lust am kreativen Umgang mit Sprache entdeckte. Ihr Mitspieler Volker Rott weckte in seinem eigenen Sohn (31/2) den Spaß am Wort: »Der reimt jetzt munter drauflos«, erzählt Rott, der aus einer Kiste von der »TAT«-Bühne herunter auch Reimwörter verkauft. Und Schimpfwörter. Und lange Wörter. Und kurze Wörter . . .
Anmeldungen zu Aufführungen nimmt das Theater gerne entgegen. Einfach 05 21 / 13 39 66 wählen, und dann macht das »TAT«-Ensemble den Zauber des gesprochenen Wortes, äh . . . sichtbar? Hörbar? Fühlbar?

Artikel vom 16.08.2006