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Schon mehr Isettas verkauft als BMW

50 Jahre Revell Deutschland -ÊGeschäftsführender Gesellschafter Ulrich Remfert im Gespräch

Bünde (WB). Revell steht 50 Jahre nach der Gründung auf mehreren Spielwaren-Beinen. Trotzdem bleiben die Bünder ihrer Wurzel, dem Plastikmodellbau, treu, betont der geschäftsführende Gesellschafter Ulrich Remfert im Gespräch mit Bernhard Hertlein. Morgen erwartet Revell Gäste »von Bünde bis Hongkong und Australien« zur Geburtstagsfeier.
Ulrich Remfert mit Oliver-Kahn-Puppe: Bei den Fans ist der Bayern-Keeper sehr beliebt.

Die Ostwestfalen gelten als eher spröde und mehr am Ernst des Lebens interessiert. Was verschlug ein Spielwaren-Unternehmen wie Revell vor 50 Jahren ausgerechnet in diese Ecke Deutschlands?Remfert: Historisch gesehen lag es an Heinz-Georg Schöneberg. Der Bünder empfahl sich bei der in den vierziger Jahren in USA gegründeten Mutterfirma Revell durch seine Erfolge als Handelsvertreter, so dass diese ihn zum ersten Geschäftsführer ihrer deutschen Tochterunternehmung ernannte. Die Gründung erfolgte 1956 in Bielefeld. Aber bereits im nächsten Jahr zog Revell nach Bünde zunächst in das Dachgeschoss der alten Zigarrenfabrik Steinmeister & Wellensiek -Êan die gleiche Stelle, an der heute das »Bünder Kaufhaus« steht.

Ist die Benennung »Modellbau-Unternehmen« 50 Jahre nach der Gründung noch richtig?Remfert: Ja - und nein. Revell ist dabei, sich als innovativer Markenartikler in der Spielwarenbranche breiter zu positionieren. Dabei werden wir aber unsere Wurzeln nicht vergessen und uns schon gar nicht aus dem Modellbau verabschieden. Die neuen Marken, auf die wir zusätzlich setzen, sind die Fußballer-Figuren von »Kick O Mania«, der magnetische Modeschmuck von McKlicks und die Epixx-Spielfiguren.

Gab es bei den Metall-Fertigmodellen, also bei »Die Cast«, einen Renner?Remfert: Der absolute Star und das erfolgreichste Produkt in diesem Bereich ist die BMW Isetta. Dabei ist Ulli Taubert, der das Modell vorgeschlagen hat, in unserem Neuheiten-Ausschuss anfangs nur auf taube Ohren gestoßen. Wir anderen standen mehr auf Ferrari und andere flotte Renner. Zum Glück blieb er stur. Revell hat von der »Knutschkugel« bis heute 800 000 Stück verkauft -Êweit mehr als BMW selbst von diesem Modell absetzen konnte.

Hat »Kick O Mania« vom WM-Fieber profitiert?Remfert: Ja, auch wenn der erhoffte Extrem-Boom ausgeblieben ist. Wenn ich eine Note geben sollte, würde ich sagen, zufriedenstellend bis gut.

    Wer war der Star?Remfert: Von den Spielern im WM-Dress Michael Ballack, etwa gleichauf gefolgt von Klose und Podolski. Insgesamt rangiert jedoch Bayern-Torhüter Oliver Kahn weiter auf Platz 2.

Wann wird die Fußballer-Party fortgesetzt?Remfert: Im Herbst, wenn Spieler von Arsenal London und FC Liverpool das internationale Revell-Team verstärken werden. National wird zu diesem Zeitpunkt Dortmunds deutsch-türkischer Jungstar Nuri Sahin auflaufen. Außerdem zieht sich »Poldi« zu diesem Zeitpunkt auch bei Revell das neue Bayern-Trikot über.

Die Jungen werden weniger, die Älteren arbeiten länger. Ist künftig überhaupt noch Zeit für Spiele -Êetwa für Plastikmodellbau?Remfert: Eindeutig ja. Vor allem die Zahl der erwachsenen Modellbauer nimmt zu. Für Revell heißt das, dass wir uns auf eine anspruchsvollere Kundschaft einstellen. In dieser Hinsicht leisten besonders die Modellbau-Clubs, die es mittlerweile in vielen deutschen Städten gibt, eine gute Arbeit.

In früheren Jahren verkaufte Revell auch schon mal Starfiguren wie die Beatles als Plastikpuppen. Dürfen wir uns schon auf auf »Music O Mania« freuen?Remfert: Im Moment jedenfalls nicht. Remfert arbeitet im Augenblick an einer ganz anderen interessanten Innovation.

    Und an welcher?Remfert: Diese Fragen werden wir erst auf der nächsten Nürnberger Spielwarenmesse beantworten.

Artikel vom 17.08.2006