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Paderborn in Sorge um SBS

Trennt sich Siemens von IT-Sparte?

Paderborn/München (WB/ef/dpa). Der Elektrokonzern Siemens steht nach Informationen aus Branchenkreisen vor einer Lösung für sein Sorgenkind SBS. Der Konzern wolle sich von dem verlustreichen IT-Dienstleister, der auch mit einem Werk in Paderborn vertreten ist, sowie vom Unterbereich Enterprise trennen.

Die Verhandlungen mit den Interessenten könnten innerhalb weniger Wochen abgeschlossen werden, verlautete gestern aus dem Umfeld der Gespräche. Ein Siemens-Sprecher wollte keine Stellungnahme abgeben. »Marktgerüchte kommentieren wir nicht.«
»Völlig überrascht« reagierte dagegen gestern der Betriebsratsvorsitztende des Siemens SBS-Werkes in Paderborn, Konrad Jablonski. Erst in der vergangenen Woche habe der Siemens-Bereichsvorstand bei einer Gesamtbetriebsratssitzung gesagt, die Sanierung der SBS-Sparte innerhalb des Konzerns mache gute Fortschritte, erläuterte Jablonski.
Im Paderborner SBS-Werk arbeiten derzeit noch 1200 von ehemals 1700 Siemens-Beschäftigten. 180 Mitarbeiter seien im Dezember ausgeschieden. Sie hätten Aufhebungsverträge unterzeichnet. Eine weitere IT-Abteilung mit 320 Beschäftigten sei an Fujitsu-Siemens ausgelagert worden. Im schlechtesten Fall, so Jablonski gestern, könnten weitere 100 Mitarbeiter in Paderborn vom Personalabbau betroffen sein.
SBS gilt als Krisensparte des Elektrokonzerns. Im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres 2005/06 (30. September) war der Umsatz der Sparte leicht auf knapp 1,1 Milliarden Euro gesunken. Der Verlust wurde ebenfalls leicht auf 99 Millionen Euro verringert. Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatte die Zukunft von SBS zuletzt weitgehend offen gelassen. »Wir sind operativ bei SBS auf gutem Wege«, hatte der Konzernchef erklärt. Die Kostensenkungen zeigten Wirkung, auch die strategische Neuausrichtung greife. Er sei überzeugt davon, dass SBS bis zum kommenden Frühjahr die Renditevorgaben erfüllen könne. Allerdings schloss Kleinfeld auch die Suche nach einem Partner nicht aus.
Neben Finanzinvestoren werde für SBS auch mit Wettbewerbern des Unternehmens verhandelt, wobei die Deutsche Telekom aus kartellrechtlichen Gründen ausscheide, verlautete aus Branchenkreisen. Bei den Bietern handele es sich um Unternehmen aus dem europäischen Ausland, die mit der Übernahme von SBS ihre Position in Deutschland stärken wollten.

Artikel vom 15.08.2006