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Heesters umjubelt -
Brandauer ausgebuht

Berliner Admiralspalast wiedereröffnet


Berlin (dpa). Gegen 2.00 Uhr am Morgen verbeugt sich Johannes Heesters (102) ein letztes Mal. Der Beifall tost. Der Berliner Admiralspalast wurde am Wochenende nach fast zehnjähriger Schließzeit offiziell wiedereröffnet. Der betagte Schauspieler und Entertainer trat nach 65 Jahren erstmals wieder in dem legendären Theater an der Friedrichstraße auf. Charmant wie eh und je und wie immer mit Frack, Zylinder und weißem Schal ausgerüstet sang Heesters unter anderem noch einmal einen seiner größten Erfolge: Graf Danilos »Heut geh' ich ins Maxim« aus Lehárs »Die Lustige Witwe«, in der Heesters von 1939 bis 1941 im Admiralspalast auftrat.
Die eigentliche Eröffnungspremiere war am Freitagabend nicht minder prominent besetzt, wenn auch um etliches jünger und nicht ganz so erfolgreich. Campino (44), Sänger der Punkband »Die Toten Hosen«, gab als Mackie Messer in Brechts »Dreigroschenoper« sein Theaterdebüt. Während das Schauspieler-Team um Campino viel Applaus von den 1700 Zuschauern erhielt, musste Regisseur Klaus Maria Brandauer (63) ein wahres Buh-Konzert über sich ergehen lassen. Neben dem engagiert, aber noch etwas blass agierenden Campino gaben sich Schauspieler wie Katrin Saß (»Good Bye, Lenin!«), Gottfried John, Birgit Minichmayr und Maria Happel alle Mühe, um gegen die mit wenig Esprit umgesetzte Inszenierung Brandauers anzuspielen.
Nach und nach will Betreiber Falk Walter den Admiralspalast wieder zu dem großen Amüsiertempel ausbauen, der er seit den 20er Jahren war: Mit einem Club, einem Studio für kleinere Produktionen, einem Grand Café, den Galerie- und Konzerträumen Foyer 101 und einem aus eigener Solequelle gespeistem Admiralsbad. Der Admiralspalast hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich - von der Eislaufbahn der Kaiserzeit und dem Revuetheater der 20er Jahre über die NS-Zeit mit der »Führerloge« und der »Lustigen Witwe« bis zur »Politbürologe« der SED.

Artikel vom 15.08.2006