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Polizist: Diese Frau ist eiskalt!

Prozess um zersägten Ehemann

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Vor dem Detmolder Schwurgericht ist gestern der Mordprozess gegen Marina P. (40) fortgesetzt worden. Die Russin soll ihren deutschen Ehemann Herbert Böhm (47) in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) mit einem Fleischklopfer erschlagen, seine Leiche im Badezimmer zersägt und die Teile in einem nahen Wald versteckt haben.

Im Mittelpunkt des zweiten Verhandlungstages stand jener Detmolder Kripobeamte, der Marina P. im Januar nach dem Fund erster Leichenteile im Wald vernommen hatte. Er sei von Anfang an misstrauisch gewesen, sagte der Polizist: »Es hat die Frau überhaupt nicht berührt, als ich ihr eröffnet habe, ihr Ehemann sei ermordet und zerstückelt worden. Dazu kam, dass sie ihren Mann nicht als vermisst gemeldet hatte.« Als er Marina P. in einer weiteren Vernehmung erklärt habe, Polizisten hätten soeben in ihrem Haus eine Tasche mit menschlichen Körperteilen entdeckt, habe auch das die Frau nicht aus der Ruhe gebracht: »Ich hatte erwartet, dass sie entsetzt reagiert, aber sie blieb ruhig und gefasst.« Marina P. habe erst angefangen zu weinen, als er ihr eröffnet habe, ihr drohe eine Gefängnisstrafe, sagte der Polizist.
Hauptkommissar Olaf Rösner aus Bielefeld, der Leiter der damaligen »Mordkommission Wald«, bezeichnete die Angeklagte gestern als »eiskalt«. Die Tötung ihres Ehemannes sei seiner Meinung nach geplant gewesen, erklärte der Polizist. »Schließlich hat niemand ständig einen Fleischklopfer griffbereit neben dem Ehebett liegen«, sagte Rösner. Auch das spätere Verhalten der Frau sei von Gefühlskälte geprägt gewesen. Die Auswertung des Heimcomputers habe nämlich ergeben, dass sich Marina P. schon am Tag nach dem gewaltsamen Tod ihres Ehemannes im Internet auf die Suche nach neuen Männerbekanntschaften gemacht habe. Auch vorher soll es die Frau mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen haben. »Vielleicht wollte sich Herbert Böhm ja deshalb wieder von ihr scheiden lassen?«, fragte Rösner, der ebenso wie Ankläger Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink bis heute das Motiv der Bluttat nicht kennt.
Als »Humbug« bezeichnete der Kriminalbeamte die Behauptung der Angeklagten vom ersten Verhandlungstag, drei unbekannte Männer hätten ihren Mann getötet und sie gezwungen, die Spuren zu beseitigen. »Dafür gibt es nicht den allerkleinsten Beweis.« Auch habe der Rechtsmediziner der Universität Münster herausgefunden, dass Herbert Böhm von einer eher schwachen Person getötet worden sei. So hatte nur einer der 20 Schläge auf den Kopf den Schädelknochen zertrümmert.
Strafverteidiger Detlev Stoffels beantragte, die anfänglichen Aussagen Marina P.s bei der Polizei nicht zu verwerten: »Man hat meiner Mandantin trotz mehrfacher Nachfrage keinen Anwalt zur Seite gestellt. Das war unzulässig«, sagte Stoffels. Marina P. hatte in jenen ersten Befragungen nachweislich die Unwahrheit gesagt. So hatte sie etwa beteuert, noch am 31. Januar mit ihrem Mann telefoniert zu haben - doch da war Herbert Böhm bereits seit drei Tagen tot.
Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

Artikel vom 15.08.2006