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In Berlin werden die
Erinnerungen wach

Löw freut sich auf den Einstand als Bundestrainer

Berlin (WB/dpa). Nach Überreichung des Silbernen Lorbeerblatts an die deutschen WM-Helden in Berlin rückt der Fußball wieder in den Mittelpunkt. Zum Debüt des neuen Bundestrainers kann Deutschland nur dezimiert antreten.
Auch Abwehrchef Christoph Metzelder musste Joachim Löw für das Duell mit Schweden morgen (20.30 Uhr/live ARD) einen Korb geben. Ein Reizerguss und Wasser im rechten Knie verhindern den Einsatz des Dortmunders im ersten Länderspiel der Saison. Zuvor hatten schon Kapitän Michael Ballack, dessen Hüftverletzung in London von den Chelsea-Ärzten behandelt wurde, Per Mertesacker, Robert Huth und Sebastian Kehl für die Partie in Gelsenkirchen absagen müssen.
Löw reagierte auf die Ausfall-Serie mit der Nachnominierung des Berliners Malik Fathi. »Er hat sich durch gute Leistungen bei Hertha BSC in der Bundesliga, aber auch in der U 21 auf internationaler Ebene hervorgetan«, begründete Löw die Einladung für den 22-jährigen Linksverteidiger von Hertha BSC, der bisher 18 Spiele für die deutsche Nachwuchs-Auswahl bestritten hat und nun erstmals im A-Aufgebot steht.
Seine Vorfreude auf seinen Einstand als Chef ließ sich der 46- jährige Bundestrainer von den Personal-Problemen nicht verderben: »Ich freue mich auf das Spiel und die deutschen Fans. Ich denke, wir können ein Stück der WM-Euphorie nochmals abrufen.«
Die Veltins-Arena ist so gut wie ausverkauft, der WM-Sturm Miroslav Klose/Lukas Podolski brennt vor der Neuauflage des Achtelfinals auf ein neues Feuerwerk. »Das ist das Schöne am Fußball, dass man immer wieder neu angreifen kann«, betonte WM-Torschützenkönig Miroslav Klose.
Jens Lehmann kündigte sein Karriere-Ende für 2008 an. »Mit 36 habe ich nun in zwei Jahren die EM vor mir, darauf arbeite ich hin. Danach, denke ich, ist Schluss. In der Nationalelf und als Profi überhaupt«, erklärte die deutsche Nummer 1 in einem Interview.. Lehmann besitzt bei Arsenal London zunächst noch einen Vertrag bis 2007.
Bevor Löw sein Aufgebot im Hertha-Amateurstadion zur ersten Trainingseinheit unter seiner alleinigen Regie bat, überließ er das Team nochmals den WM-Erinnerungen. In seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue überreichte Staatsoberhaupt Horst Köhler den WM-Helden das Silberne Lorbeerblatt und würdigte das »frische und mutige Auftreten« bei den Titelkämpfen im eigenen Land.
»Sie haben uns allen einen wunderbaren, unvergesslichen Sommer beschert. Sie haben einen Stil entwickelt, der uns alle angesteckt hat«, lobte der Bundespräsident und hob den ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann heraus: »Er hat innerhalb von zwei Jahren etwas geschafft, was kaum jemand für möglich gehalten hat.« Vielleicht würden ihn beim Zurufen des Dankes nun »die Ohren klingeln«, hoffte Köhler.
Klinsmann selbst hatte darauf verzichtet, im Schloss Bellevue dabei zu sein und das Bundesverdienstkreuz persönlich in Empfang zu nehmen. Die Hauptrollen gebührten jetzt anderen, übermittelte der gefeierte Wahl-Amerikaner aus der kalifornischen Heimat.
Bei der Zeremonie beim Bundespräsidenten fehlten neben Klinsmann, der das Bundesverdienstkreuz nun vielleicht sogar in den USA überreicht bekommt, auch Ballack, Huth, Kehl und Oliver Kahn, der von Köhler für sein klagloses Auftreten als WM-Nummer 2 besonderes Lob erntete. »Seine Geste vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien war gerade für die jungen Zuschauer sehr wichtig und wertvoll«, hob das Staatsoberhaupt hervor.

Artikel vom 15.08.2006