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Die Konjunktur brummt

8,2 Prozent Plus in Ostwestfalen - Baubranche erholt sich

Bielefeld/Wiesbaden (WB/ef/dpa). Die deutsche Wirtschaft wächst so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Im zweiten Quartal legte die Konjunktur überraschend um 0,9 Prozent zu - das war der stärkste Zuwachs seit Anfang 2001.
Der Aufschwung ist auch in Ostwestfalen spürbar. »Von Januar bis Mai 2006 wuchs die ostwestfälische Industrie um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und erzielte einen Umsatz von 15 Milliarden Euro«, sagte Arne Potthoff, der bei der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld für Industrie und Volkswirtschaft zuständig ist, gestern dieser Zeitung. Vor allem die Inlandsumsätze seien stark angestiegen. Sie wuchsen um 7,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Die reinen Auslandsumsätze seien aber ebenfalls kräftig gestiegen und zwar um 9,6 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.
Im Konsumgüterbereich legten in Ostwestfalen beim Umsatz das Ernährungsgewerbe um 4,5 Prozent zu, das Bekleidungsgewerbe um 5,5 Prozent und die Möbelbranche um 11,5 Prozent, sagte Potthoff. Bei den Investitionsgüterbranchen wuchsen der Maschinenbau um 10,4 Prozent, die Metallerzeugung und -bearbeitung um 8,2 Prozent und die Gummi- und Kunststoffbranche um 14,5 sowie die Elektrobranche um 11,1 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft war dem Statistischen Bundesamt zufolge einer der Wachstumsmotoren für die Konjunktur im Euro-Raum, die sich im gleichem Ausmaß belebte. Die Impulse für Deutschland kamen im Frühjahr vor allem aus dem Inland. Zahlreiche Investitionen, eine anziehende Baukonjunktur und der private Konsum schoben die Wirtschaft an.
Den Aufschwung im Bausektor bestätigt die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe. Sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Bauausbau überwiege der Optimismus, sagte gestern ein Sprecher der Kammer. Während im Herbst vergangenen Jahres in den Betrieben im Schnitt Aufträge für fünf Wochen vorlagen, seien es nun fast zwei Monate.
Wegen des schwungvollen ersten Halbjahres setzten einige Ökonomen bereits ihre Prognosen für dieses Jahr nach oben. 2006 könnte die Wirtschaft um mehr als zwei Prozent zulegen - das wäre ein neuer Rekord nach dem Boomjahr 2000. Die Bundesregierung bleibt zurückhaltender und rechnet nach wie vor mit 1,6 Prozent.
Mit der Konjunktur zog auch der Arbeitsmarkt an. 38,9 Millionne Erwerbstätige zählte das Statistische Bundesamt im zweiten Quartal - 185Ê000Ê oder 0,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Die Eintrübung der Weltkonjunktur und die geplante Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 drohen den Aufwärtstrend jedoch bald zu bremsen. Vor allem die Mehrwertsteueranhebung wird von den meisten Ökonomen als das größte Konjunkturrisiko gesehen.
Die Bundesregierung hält trotz des unerwartet hohen Wachstums und daraus folgenden steigenden Steuereinnahmen an der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent fest. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Ludwig Stiegler und der CDU-Haushälter Steffen Kampeter (Minden) plädierten dafür, die Mehreinnahmen zur Haushaltskonsolidierung zu verwenden.Seite 4: Kommentar
Wirtschaft: Hintergrund

Artikel vom 15.08.2006