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»SS störte Grass nicht«

PEN-Chef Strasser war schon vorher informiert

Günter Grass kam mit 17 zur Division Frundsberg.

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die NS-Vergangenheit von Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist nur für die Öffentlichkeit überraschend. »Ich habe ihn öfter über die Verirrungen in seiner Jugend reden gehört«, sagte der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland, Johano Strasser, gestern dieser Zeitung. Strasser und Grass wohnten von 1980 bis 1987 zusammen in Berlin und arbeiteten für die Zeitschrift »L80«. Immer wieder habe Grass über die Zeit kurz vor Kriegsende erzählt. Strasser: »Er glaubte an den Endsieg. Als er nicht zu den U-Booten konnte, ging er zur Waffen-SS, ohne zu wissen, was SS überhaupt bedeutet.« Weil er damit »die richtig harten Kerle, die Abenteurer« verband, habe Grass die SS an sich »nicht gestört«. Öffentlich hatte der inzwischen 78-jährige Verfasser der »Blechtrommel« erst am Freitag gegenüber der »FAZ« seine Mitgliedschaft mit 17 in der SS-Division »Frundsberg« eingeräumt und erklärt: »Das musste raus.« S.4: Leitartikel und Hintergrund

Artikel vom 15.08.2006